Norway the hard way

von | Jun 12, 2023 | Allgemein | 0 Kommentare

Nach 3 Tagen in Lowestoft, in denen wir Bootspflege betrieben und Ausrüstung komplettiert haben, hat sich die Wetterlage endlich gedreht: Ostwind, später auf Südost und noch später auf Süd drehend, sind ideal für uns. Ich setze eine Route nach Alesund, etwas über 600sm, ab und am 10. Juni wir laufen morgens um 0700 aus

Je weiter wir von Lowestoft weg kommen, desto mehr wechselt die Schlammbrühe in Blauwasser. Ölbohrinseln tendieren dazu, immer im Weg zu liegen, wie auch zunehmend Windparks. Man darf zwar durch segeln, aber wir schlagen einen Haken und segeln in Luv vorbei.

Sonnenuntergang – nur noch 420sm…

Man freut sich immer Delphine zu sehen…

Die weitere Reise verläuft zunächst unspektakulär: Schlafen, Essen, Segeln, Quatschen, Delphine gucken. Wir haben einen komplett informellen Wachplan – wer müde ist, schläft, und der andere übernimmt die Wache bis er müde wird. Klappt prima.

Unterbrochen wir die Routine von Funkanrufen: Eine Bohrinsel meint wir könntne auch einen größeren Abstand halten, und ein Forschungsschiff bittet uns, in großem Bogen hinter ihnen lang zu gehen, da sie Meßinstrumente hinter sich her schleppen. Da hilft man doch gerne.

Vor der norwegischen Küste dreht der Wind wie erwartet auf Süd und wir können den Parasailor setzen. Keiner weiß genau wie es passiert ist, aber auf einmal fehlt der obere Teil der hinteren Winsch, samt Winschkurbel. Ber der Bootsübergabe war sie noch gewartet worden, und die zentrale Schraube wurde wohl nicht korrekt festgezogen. Damit können wir die Winsch nicht mehr nutzen….

 Wir segeln also entspannt weiter als plötzlich ein Alarm losgeht. Erst mal suchen wo das herkommt – aus der Bilge, eine der Pumpen ist angesprungen. Also runter in den Motorraum: An der Pumpe vor dem Motor steht ein Pfütze, wo kommt die her? Ich finde erst nichts, bis der Blick in das Ruderkompartment wandert – das steht gestrichen voll Wasser! Das übergelaufene Wasser hat die Pumpe am Motor ausgelöst, am Ruder ist keine automatische Pumpe. Also den Schlauch der Handlenzpumpe nach hinten gelegt, und pumpen, pumpen, pumpen.

Als der Bereich einigermaßen trocken ist suche ich nach der Ursache: Durch die Dichtung am Ruderlager drückt das Wasser herein – nicht viel, aber stetig. Ich versuche das zu tapen, aber wie erwartet bringt das nichts. Wir können das Wasser von innen nicht stoppen – wir müssen aus dem Wasser, um den Schaden zu reparieren.

Es ist schon ein blödes Gefühl, so mitten auf der Nordsee einen Wassereinbruch zu haben, der sich mit Bordmitteln nicht stoppen läßt. Man denkt automatisch in Kategorien Rettungsinsel, Grab-Bag, Notruf und ähnlichem. Zum Glück brauchen wir davon nichts. Nur jede Stunde pumpen.

Wir setzen den Kurs auf einen Sund südlich von Bergen, da wir in Bergen wohl die größten Chancen auf eine Werft haben, die uns auch kranen kann.

Der Pumpmeister….

Sonst gefällt es hier….

Nach einer Nacht mit Pumpen laufen wir am nächsten Abend Brandasund an, ein kleiner Hafen, der im Sommer wohl proppevoll ist. Mitte Juni sind wir die Einzigen.

So bald wieder Handynetz da ist kontaktiere ich Neel. Das Problem ist wohl bereits dort bekannt: Das untere Ruderlager ist zu glatt und dadurch hält die Dichtmasse nicht. Ja, das untere Ruderlager ist nur mit Dichtmasse eingesetzt! Neel soll eine Werft in Bergen benennen (und Ersatzteile für die Winsch bestellen). Wie erwartet kommt da wenig, aber ein Kontakt über die Brüder der Küste führt zum Erfolg: Nördlich von Bergen, in Askøy, gibt es einen Reparaturbetrieb, der bis 8m Breite kranen kann – wir haben 7,40m.

Auf dem Weg nach Bergen – mangels Wind unter Motor – werden wir noch von Polizei, Zoll und Immigration gefilzt. Dank AIS wissen die natürlich sehr genau wer von wo kommt, und suchen das Boot nach Alkohol ab. Viel importieren darf man ja nicht, aber wir sind im grünen Bereich.

Eine Werft ist gefunden – darauf einen Rotwein!

Gegen Abend erreichen wir die Werft, nachdem wir beim Anlauf auf Bergen noch von einem U-Boot überholt werden (ja, auch einiges an Marineschiffen hier).

Am folgenden Morgen können wir in den Kran, und das passt wirklich haarscharf. Fender reinlegen und langsam einfahren! Bei einer Neel 47 wäre bereits Ende gewesen!

Das Boot bleibt im Kran hängen während die Werft das Ruderlager ausbaut. Der Ruderkoker ist zu glatt. Er wird aufgerauht, alte Dichtung entfernt und mit reichlich Dichtmasse neu eingesetzt. Zu guter letzt – und als zusätzliche Dichtung – wird ein Neoprensocken übergezogen. Bisher hält die Reparatur einwandfrei.

Es soll noch eine Dichtung an der Steuerbord-Klappe montiert werden (als die Welle eingestiegen ist hat sie den Steuerbord-Schwimmer hinten geflutet), und ich muß auf das Oberteil der Winsch warten. Also in der Nähe von Bergen bleiben. Christoph bucht einen Flug nach Deutschland, und ich verhole mich in die Marineholmen-Marina nach Bergen

 

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