Christoph kommt wieder an Bord, diesmal mit seiner Frau Ellen. Wir sind vor Jahren bereits gemeinsam von den Kanaren auf die Kapverden gesegelt.
Diesmal wollen wir in den Sognefjord, der Norwegens längster Fjord ist. So führt uns der erste Schlag unter Motor nach Herdla, und am nächsten Tag durch die bekannte Engstelle im Kalsøysund Richtung Norden. Bei 14-20kn Wind geht es unter Parasailor gut ab. Wir passieren Fedje, schlängeln uns, immer noch unter Parasailor, an Røytinga vorbei, und nehmen erst an der Einfahrt zu Sognefjord den Para runter, als der Wind zu weit von vorne kommt und ausserdem aufgefrischt hat.
Weiter geht es mit Groß und Genua, und wir ankern bei Rutledal. Gut 61 sm heute gemacht.
Am nächsten Tag dann die ‚Freuden‘ des Segelns im Fjord: Entweder der Wind kommt auf die Nase, oder in den Nacken. Und er dreht wie wild. So kreuzen wir den Sognefjord hoch, bis der Wind einschläft und der Motor ran muss. Als es irgendwann anfängt zu vibrieren ist klar – wir haben uns was eingefangen. Christoph ist ja komplett schmerzfrei was Wassertemperaturen angeht (besonders wenn man danach warm abduschen kann), und so taucht er und schneidet das Gemüse am Saildrive ab. Wir fahren danach weiter und ankern hinter Kvamsøy. Hier läuft eine Freileitung über das Wasser zum Festland, also besser Abstand halten.
Es gibt kein schlechtes Wetter…..
Parasailor – einfach erklärt
Und weiter geht es…ein paar Meter unter Para, dann mangels Wind weiter unter Motor in den Fjærlandfjord, den man getrost als das Highlight der Reise bezeichnen kann: Sowas von schön da, es fehlen die Worte.
Bereits bei der Anfahrt sieht man im Hintergrund den Jostedalgletscher (Europas größter Gletscher). Das 12 °C kalte Gletscherwasser schimmert grünlich, und die Berge fallen senkrecht ins Wasser. Das könnte auch irgendwo in der Schweiz sein. Wir ergattern noch einen Platz am Anleger von Fjærland, der Supermarkt ist direkt um die Ecke und die Sauna gegenüber auf dem See.
Am nächsten Tag wandern wir zum Gletscher hoch, rund 10km immer bergan. Unterhalb des Gletscher ist es gut frisch, da sich dort das (0° kalte) Schmelzwasser sammelt. Etwas angefressen sieht der Gletscher ja aus, aber das kennt er schon: vor 5000 und 8000 Jahren war er bereits komplett abgetaut.
Für den Rückweg – inzwischen regnet es – halten wir ein Wohnmobil an, was uns bis zum Gletschermuseum mitnimmt. Später geht es dann in die Sauna auf dem See – Sprung vom Dach ins Wasser inklusive.
Durchaus idyllisch
So langsam müssen wir wieder Richtung Bergen, und wir versuchen mal den Fjord runter zu kreuzen. Die Schlangenlinien (s. Bild) würden im Straßenverkehr zu einer Alkoholkontrolle führen, aber so ist das nun mal bei den Winddrehern. So fahren wir unter Motor durch den Sognefjord in den Arnafjord, um da zu übernachten. Hatten wir bisher keinen Wind, frischt es hier auf 20-25kn auf. Als es auf über 40 Knoten auffrischt, und die Böenwalze aus Südost mit Gischt auf uns zu rollt, blasen wir den Anleger am Arnafjord ab und gehen um die Ecke nach Frettheim, wo wir Anker werfen und einigermaßen ruhig liegen.
Am nächsten Tag geht es Richtung Westen zum Ausgang des Sognefjords, und der Tag bietet alles: Sonnenschein, strömender Regen, aufkreuzen mit Groß und Genua bis 2 Reffs und Genua halb eingerollt. 60sm kreuzen für 28sm Luftlinie.
Tagesziel ist Brekke, ein Hafen, den man sich nicht merken muss, der aber immerhin ein Lebensmittelgeschäft und eine Tankstelle hat, an der man an LKW-Reifen liegt und vom Strom gegen das Ufer gedrückt wird.
Das nächste Ziel, Skerjehamn,ist deutlich schöner. So lange es geht unter Segel, dann unter Motor schlängen wir uns durch die Steine, und gerade an der engsten Stelle bei Storholmen, kommen zwei Schnellfähren entgegen, die einfach ihre 30kn Speed beibehalten, ohne Rücksicht auf Verluste. Nicht nett
60sm kreuzen – nicht immer ein Spaß
Ankerplatz bei Frettheim
In Skerjehamn machen wir nicht viel – es regnet, und das soll die nächsten Tage auch so weiter gehen, bei 11°C Höchsttemperatur…..Mitte Juli…..
Am Folgetag wollen wir in einer kleinen Bucht bei Vikingsgevågen ankern. Die Einfahrt ist eng und steinig und hinten durch lauert noch ein Felsen kurz unter der Wasseroberfläche. Abgesehen von Kälte und Regen liegen wir da gut. Aber bei dem Wetter eben auch nicht prickelnd, also weiter nach Fedje.
Fedje ist eine etwas größere Insel direkt an der Nordsee. Am Hafen ist eine automatische Fähre, die einen auf die andere Seite zur Distillerie fährt – aber nur wenn man ein norwegisches Mobiltelefon hat. Sonst kann man einmal um das gesamt Becken herum spazieren (30 Minuten), oder direkt noch eine größere Runde durch die tundraähnliche Landschaft drehen.
Nach einer Nacht auf Fedje segeln wir bei Traumwetter Richtung Bergen, mit einem Stop im Naturschutzgebiet Kollevåg. Bei einem ausgedehnten Abendspaziergang sammeln wir Blaubeeren, und Ellen macht Pfannkuchen daraus.
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