Kroatien begeistert…nicht

von | Okt. 28, 2024 | Allgemein | 0 Kommentare

Das Ausklarieren (für Nicht-Segler: Die Ausreiseformalitäten für Boot und Crew) geht in Montenegro recht schmerzlos, abgesehen davon, dass ich das Boot die 100m vom Ankerplatz an den Zollsteiger fahren muss..irgendwas ist immer.

Unter Motor knapp eine Stunde durch die Bucht von Herzec-Novi, und an der Ausfahrt ist dann plötzlich Wind und Welle. Man merkt dass die Bucht sehr geschützt liegt. Bei knapp 15kn wahrem Wind ist der Parasailor schnell gesetzt, es geht zügig Richtung Nordwesten. Bis Dubrovnik hat die Küste wenig zu bieten, außer dass der Wind stetig zunimmt. Da auch die Welle ruppiger wird überlege ich, in die Bucht von Dubrovnik rein zu segeln, um dann bei (hoffentlich) weniger Wind und Welle den Para runter zu nehmen.

Die Tour durch Kroatien

Das klappt nur halb, die Welle ist deutlich weniger, aber der Wind zieht um die Ecke rum, und es sind 25-28kn. Nun habe ich ja aus der Aktion in der Biskaya letztes Jahr gelernt und die Bergeleine über einen Snatchblock geführt, damit diese nicht flüchten kann und ich den Schlauch auch über das Segel gezogen bekomme. Aber wie den Schlauch an Deck bekommen? Er weht querab aus, und würde man ihn runter lassen landet er im Wasser. Letztendlich hilft es nur, einmal in den Wind zu gehen und das Fall ausrauschen zu lassen, so dass er an Deck landet. Klappt auch.

Der Zollsteiger in Dubrovnik ist direkt am Kai für die Kreuzfahrtschiffe, und nicht für Yachten ausgelegt: Ich komme hinten an einem Poller fest, aber der nächste Poller am Bug ist gut 10m vor ebendiesem. Ein freundlicher Hafenmitarbeiter nimmt die Leine an.

Einklarieren und Vignette für Kroatien kaufen ist schnell erledigt. Ich rufe die Marina an und frage nach meinem Liegeplatz – ganz hinten durch, mit dem Heck zum Steg. Bei 20-25kn auf die Nase ein Garant für bestes Hafenkino. Ich nehme 2 Marineros an Bord die helfen sollen, brauche aber trotzdem drei Anläufe, um rückwärts in die Boxengasse zu kommen: Der Bug wird sofort aus dem Wind gedrückt, und durch den Radeffekt wird das Heck zum Wind hin gezogen. Letztenendes kommen wir unfallfrei fest, das ist die Hauptsache.

Die Marina ist modern und die Marineros sind sehr freundlich und hilfsbereit. Leider ist um den Hafen herum nicht viel, und die paar Restaurants sind erschreckend teuer: Pizza Margherita ab 15€. normale Gerichte Richtung 30€. War das vor 3 Jahren, als wir mit der DYC Clubyacht in Istrien unterwegs waren, nicht deutlich günstiger? War es, aber inzwischen haben die Kroaten den Euro eingeführt, und das führt nun mal zu Wohlstandsverlust. Die Preise haben sich gut verdreifacht.

Jeanie braucht zwei Tage bis sie sich an den Steg traut, aber dann ist sie auch gleich im Hafenrestaurant und in der Rezeption verschwunden. Der hübschen jungen Lady fliegen die Herzen zu, und wenn Futter im Spiel ist, wird die Liebe auch erwidert.

Nach ein paar Tagen kommt Eric (Bruder der Küste und Düsseldorfer Yachtclub) mit Frau und Tochter (Elke und Ella) zu Besuch. Wir wollen mal in die kroatische Inselwelt abtauchen.

Der erste Törn führt uns bei wenig Wind auf die elaphitischen Inseln, genauer gesagt in den Südosten von Lopud: Eine nette Ankerbucht, die im Sommer bestimmt brechend voll ist, aber im Oktober akzeptabel – wenn das Wasser nicht relativ vermüllt wäre. Eine Tatsache, die wir leider noch öfter sehen werden.

Der nächste Tag führt uns auf die Insel Mljet, zunächst unter Motor, dann unter Segel fahren wir zunächst auf die südöstliche Ecke zum Badestopp. Die Bucht ist schön, aber der Untergrund ist felsig wodurch der Anker nicht gut hält. Für einen Zwischenstopp ohne Wind aber akzeptabel.

Nach 2 Stunden kreuzen wir weiter auf in die Bucht von Sobra, wo wir an eine Restaurantboje gehen. Restaurants bieten Bojen oder Anleger kostenlos an, im Gegenzug isst man dann da. Wir sind an dem Abend so ziemlich die einzigen Gäste.

Am nächsten Morgen ist wieder kein Wind, wir fahren unter Motor in die Bucht von Žuljana. Hier ankert man in Seegras, was auch nicht ideal ist. Interessant ist die Bucht dennoch, denn es gibt einige Frischwasserquellen unter Wasser, die sich in kalten Wasserblasen äußern. Eric als Geologe kann hier sein Wissen raus lassen und referiert über die Entstehung der Kalksteininseln. Sehr interessant!

Badestop auf Mljet

Die windarme Zeit nähert sich dem Ende, in 2 Tagen ist kräftiger Südost angesagt. Die Bucht von Lovište würde da guten Schutz bieten. Unter Parasailor fahren wir zwischen der Insel Korčula und der Halbinsel hindurch, alles sehr gemütlich, und in Lovište gehen wir an eine Boje (die Weißen, nicht die Gelben für unsere Schiffsgröße). Kurz darauf kommt ein Hafenmitarbeiter im Boot und kassiert tatsächlich noch 30€, nimmt dafür aber auch den Müll mit.

Der Ort selbst ist, wie sagt man so schön, halb so groß wie der Nordfriedhof, aber doppelt so tot. Saisonende, fast alles hat zu, aber am anderen Ende der Bucht finden wir ein offenes Restaurant (Konoba Mirce), wo wir gut zu Abend essen. Aber so richtig Begeisterung, hier den Sturm der nächsten Tage abzuwettern, kommt nicht auf.

Am nächsten Tag schauen wir auf das Wetter, in der Abdeckung durch die Insel Korčula weht es mit 18kn achterlich. Also Genua raus und auf die Westspitze von Korčula zuhalten. Dort erwartet uns leider, was ich insgeheim befürchtet hatte: Nicht nur der Wind frischt kräftig auf – freie Sicht auf die Adria – sondern auch zwei Wellensysteme treffen sich, das des Kanals von Korčula und das der Adria. Das alles gibt eine steile, chaotische Welle, in der im Schiff alles durch die Gegend fliegt. Was zugegebenermaßen selten passiert. Auch an Aufkreuzen ist nicht mehr zu denken. Also Genua runter und Motor an. Mit 3kn gegen den starken Wind geht es Richtung Vela Luka, und es wird angenehmer, je weiter wir in die Bucht fahren.

Vor der Stadt nehmen wir wieder eine Boje, diesmal sogar kostenlos (Die Marina wäre wieder kräftig überteuert). In der Stadt gibt es Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants, die auch in der Nachsaison noch offen sind.

Da Geologen ja berufsbedingt begnadete Wanderer und Kletterer sind hat Eric eine Route ausgeguckt, sie führt uns zu einer alten Festung auf dem Berg (Forteca). Hier oben hat man eine gute Sicht und merkt vor allem, wie kräftig der Wind weht. In der geschützten Bucht von Vela Luka merkt man davon nichts.

Auf dem Rückweg wird die Route etwas kreativer und führt uns plötzlich über Stock und Stein, durchs Unterholz und dann aber doch irgendwann auf einen Weg zurück. Zwar nicht den, den wir nehmen wollten, aber egal. Dank des westlichen Erdbeerbaums , der dort reichlich wächst, bestand zumindest nicht die Gefahr der Verhungerns. Die Früchte sind übrigens sehr lecker.

Nach zwei Tagen weht der Wind noch aus Südost, aber ist abgeflaut. Da wir noch nach Korčula, der Stadt auf der gleichnamigen Insel wollen, machen wir uns auf den Weg, nehmen diesmal den flachen und schmalen Kanal zwischen der vorgelagerten Insel Proizd und der Hauptinsel. Ohne Wind und Welle läßt sich das gut machen, bei dem starken wind vor 2 Tagen war mir das zu riskant. Wir setzen Segel und kreuzen auf. Stetig ist der Wind gerade nicht, sondern dreht immer zwischen den Inseln. Ein fetter Winddreher in südliche Richtung erlaubt es aber, mit etwas Höhe kneifen gerade durch den Kanal von Korčula zu kommen. Wir ankern im Süden der Stadt 

Die historische Altstadt ist wirklich schön, im direkten Vergleich mit Dubrovnik liegt sie klar vorne. Die Stadt ist stark venezianisch geprägt (auch wenn die üblichen Verdächtigen der Antike, Griechen, Römer, Illyrer, etc. vorher schon da waren) und Marco Polo war der wohl berühmteste Einwohner (ob da nun geboren wurde – darüber streiten die Experten noch. Für die Korčulaner ist die Frage natürlich geklärt). Dem Tagestouristen kann es egal sein, ebendieser kommt leider auch mit dem Kreuzfahrtschiff, dann wird es voll.

Nach zwei Tagen geht es nochmal in die Bucht von Žuljana, weil es uns hier so gut gefallen hat. Strahlender Sonnenschein, aber kein Wind, und so wird auch der vorletzte Schlag nach Lopud, diesmal auf die Westseite vor der gleichnamigen Stadt, unter Motor genommen. Wir machen wieder an einer Restaurantboje fest und sind wohl so mit die letzten Saisongäste im ‚Nikica‘. Der Rest der Insel ist schon im Winterschlaf.

Ein kurzer Schlag nach Dubrovnik, das Boot winterfest machen (wann es wieder zurück geht weiß ich noch nicht – erst mal sehen wie das Ergebnis des Knie-MRT ist), und mit Katze ab in den Flieger. Im Hafen ist es auch bereits ruhig, eine Langfahrer-Community, die hier überwintert, gibt es wohl nicht. Mit nochmal 190sm in Kroatien im Kielwasser geht es nach Hause.

Das Revier ist schön, keine Frage: malerische Buchten und idyllische Landschaften. Aber es hat einige gravierende Nachteile: Wenig gute Ankermöglichkeiten (meist steiniger Untergrund), relativ viel Müll im Wasser, und nicht immer ganz freundliche Einheimische. Und schließlich: Ziemlich teuer. Von den ACI-Marinas weiß man das ja, aber auch in anderen Marinas, Restaurants und Supermärkten bekommt man Schnappatmung. Wenn ein Charterkat mit 10 Mann drauf in die Marina geht sind das 20-25€ pro Nase. Für mich allein mehr als ein halber Monatseinkauf. Das steht in keinem Verhältnis. Zumal inzwischen an einigen Stellen auch fürs Ankern abkassiert wird!

Ich denke, im kommenden Jahr werde ich hier flott verschwinden.

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