Irland bis Scilly Islands

von | Sep 9, 2023 | Allgemein | 0 Kommentare

Da das also nichts war mit Reparatur Windanlage, geht es am 15.08.2023 Richtung Süden durch den Sound of Jura. Erst unter Motor, dann mit Groß und Genau, und zwischendurch mit Reff und Stagsegel sind wir flott unterwegs. Wie flott merkt man eigentlich erst, wenn man an einerm Monohull vorbei fliegt. Das hat schon was von Leichenfledderei, wie es ein Freund mal bezeichnete. Bei Port Ellis auf Islay fällt der Anker, morgen soll es in den Hafen gehen, um eine Distillery-Tour (u.a. Laphroig) zu machen.

Ein Blick in die Wettervorhersage am nächsten Tag läßt uns den Plan ändern: Entweder wir fahren heute, oder sitzen hier für eine Woche fest. Also Anker auf und ab Richtung Irland. Zunächst haben wir auch traumhafe Segelbedingungen, bis am Mull of Kintyre der Wind einschläft und der Gegenstrom einsetzt. 4kn gegenan, kein echter Spaß. Dafür aber wenigstens Sonnenschein und warm….

Es ist bereits dunkel als wir, nach einem Slalom um unbeleuchtete Fischertonnen, vor Bangor den Anker fallen lassen. Am nächsten Tag hat der Wind auf SO gedreht, und mit Genua treiben wir gemütlich in den Hafen von Carrickfergus, dem letzten Hafen vor Belfast. Das Hafenpersonal ist – wie eingentlich überall in England – supernett und hilfsbereit, über die Straße ist ein Supermarkt und Ownies Bar ist auch nicht weit. Mit diesen und weiteren Tips von Locals läßt sich der angesagte Sturm mit Stärke 10 abwettern.

Von Carrickfergus aus ist man in 20 Minuten mit der Bahn im Zentrum von Belfast. Es wurde viel in die Restaurierung der Stadt gesteckt, das kann man sehen. Ein Tip für ein Restaurant – Ginger Bistro – ist ein absoluter Volltreffer. Damit die Zeit nicht zu lang wird geht es für 2 Tage nach Belfast – AirBnB in den Docksides gebucht, 3h mit dem Zug. Auch hier wurden die ehemaligen Docks in Wohnungen, Büros und Hotels umgewandelt, und so findet man hier alles an Unternehmen was irgendwie Steuern sparen will.

Was nicht heißt, dass es nicht schön dort ist: Mit der Bahn kommt man schnell von hier nach dort, den Temple Bar District kann man sich schenken, dafür ist die geführte Radtour sehr informativ.

Am 22.08. ist der Sturm durch, wir laufen Nachmittags aus nach Donaghadee, um von da am Folgetag auf die Isle of man rüber zu gehen. Kein idealer Ankerplatz, aber bei wenig Wind aus SW machbar. Das Timing mit Wind und Strom zur Isle of Man passt perfekt, beim Kentern des Stroms sind wir an der Nordspitze und machen die letzten 5sm unter Motor bis Ramsey, wo wieder der Anker fällt. Von den versprochenen 4 Anktertonnen sind nur 2 da, und die sind belegt. Aber auch das ist nur für die Übernachtung, denn Douglas ist das eigentliche Ziel, wo wir am Battery Pier festmachen. Im Innenhafen gäbe es genau einen Platz für einen Tri, und ausserdem fand ich es dort recht laut.

Die Insel quillt über von Motorrädern, denn es ist Manx Grand Prix, der auf der TT-Strecke gefahren wird. Nebeneffekt: Noch nicht mal mehr ein Bobbycar zu mieten, um sich die Insel anzusehen.

Dafür tut sich an anderer Stelle was: Nachdem ich B&G fast täglich auf die Nerven gegangen bin, weil von denen nichts kam (Liste der Händler auf dem Weg etc), soll nun ein Paket kommen: Aus dem zertifizierten Händler, der die Reparatur durchführen sollte, wurde ein ehemals zertifizierter Händler, der mir ein Paket in die Hand drückt. Angesichts der Geschichte, wie er von der Geschäftsführung von B&G ausgebootet wurde, war das schon mehr als man erwarten konnte – mein Dank an Dean von Bottom Line Marine! Das einfache Teil – NMEA-Brücke – war es natürlich nicht, also ab in den Mast, Windgeber wechseln, und….endlich funktioniert mal alles!

Von Ramsey nach Douglas

Manx Grand Prix

Was sich südlich der Isle of Man anbietet, ist nicht wirklich prickelnd: die meisten Häfen sind klein und/oder fallen trocken. Holyhead, wo man sowieso vorbei muss, ist nach einem schweren Sturm vor ein paar Jahren immer noch ramponiert. Ähnlich sieht es noch weiter südlich in Wales aus. Auch hier nicht wirklich spannende Häfen.

So fällt die Entscheidung für 2 lange Schläge: Von Douglas aus an Holyhead vorbei, durch den Bardsey Sound und um die Ecke nach Aberdaron, ankern. Es ist schon Dunkel als wir in die Bucht einfahren, von den vermuteten Fischerbojen ist nichts zu sehen – erst als ich am nächsten Morgen aufwache, ist eine Boje 10m neben dem Schiff! Sich so ein Ding Nachts in die Schraube zu fahren ist der Horror schlechthin!

Der zweite Schlag geht von Aberdaron durch die Bishops and Clerks – berüchtigt für chaotische Wellen – an Skomer Island vorbei nach Dale, der Ankerbucht vor Milford Haven, in das man nur nach Anmeldung um Hochwasser einfahren kann.

Milford ist ein schöner Hafen mit modernen Sanitäranlagen, der Supermarkt ist nicht weit weg, und an der Promenade gibt es Cafes und Restaurants. Nach 2 Nächten dort verholen wir uns nach Dale, dann am nächsten Morgen soll es nach Lundy Island gehen.

Lundy Island? Nie gehört? ‚Na klar‘ sagt der geübte Hörer des britischen Seewetterberichts, ‚hat ja sogar sein eigenes Seegebiet‘. Aber wie und wo die Insel genau im Bristol Channel zwischen Wales und Cornwall liegt muss man doch erst mal nachschlagen. Das ehemalige Piratennest ist bewohnt, 2x die Woche kommt eine Fähre und bringt (meist) Camper auf die Insel. Kommunikatives Zentrum ist die Kirche (einzige stabile Netzverbindung) und die Kneipe (für alles andere). Ankern kann man an der Südost-Ecke, anlegen mit den Dinghi. Der Tidenhub hier ist gewaltig…

Am Folgetag soll der Wind kurz auf Südost drehen, wodurch der Ankerplatz dem Schwell ausgesetzt ist. ‚Wird schon nicht so schlimm‘ war leider ein Trugschluß: Vor Anker liegend ein echtes Rodeo, die Crew auf dem Nachbarboot wird sogar seekrank! Nachdem der Wind dann wieder aus West kommt wird es ruhig, aber Anlanden mit dem Beiboot ist immer noch schwierig. Dafür kann man auf Lundy lange Spaziergänge machen.

Auch die Nordküste von Cornwall ist nicht mit Häfen gespickt, so führt der nächste Schlag nach Padstow. Einlaufen nur nach Anmelden rund 2h vor Hochwasser, der Hafen ist mit einem Flapgate geschützt. Auch hier ein großer Tidenhub, das Fahrwasser ist bei Ebbe – trocken.

Padstow ist ein herrlich englischer Ort, etwas touristisch, aber insgesamt sehr angenehm. Reichlich Möglichkeiten Essen zu gehen. Ich lerne Tony kennen, einen englischen Segler aus Milford, der das Drohnenvideo vom Ablegen gemacht hat (Thanks Mate!).

 

Ablegen in Padstow

Auf dem Weg nach Lands End

Für einen Zwischenstop auf dem Weg zu den Scilly Islands habe ich mir in Navily eine Bucht bei Lands End mit guter Bewertung ausgeguckt.  Dort will ich einen Tag den durchziehenden Sturm abwettern. Der Anker hält schnell, aber wirklich wenig Wind ist in der Bucht nicht, und von hinten laufen die Atlantikwellen ein!

Um 22.20 geht dann der Ankeralarm – der Anker rutscht. Bei 25-30kn Wind ist ‚Anker auf‘ allein kein Vergnügen, denn das Boot dreht sich sofort zu Seite weg, und die Kette verklemmt am Beschlag. Irgendwann ist er dann drinnen, ich gehe näher ans Ufer, und habe bei 8m Wassertiefe 75m Kette draussen. Reicht nicht. Am Folgetag um 1200 und 1345 muss ich den Anker nochmal neu setzen, ind der folgenden Nacht um 0100 und 0300 nochmal der Ankeralarm – bei 30sm Seeaum hinten raus entscheide ich mich für ‚rutschen lassen‘. Wie der Platz zu einer guten Bewertung kommt bleibt mir ein Rätsel – mir stecken die 2 Tage heute noch in den Knochen!

Dafür ist die Strecke zu den Scillies recht entspannt, erst unter Genua, dann Parasailor, und die letzten Meter unter Motor. Im Ankerfeld vor St. Mary fällt der Anker, diesmal alles sehr entspannt. Der einzige Schwell kommt von den Fährbooten, die mitten durch ‚St. Marys Pool‘ knallen. Der Hafen hat einen großen Ponton, um mit den Dinghis anzulegen, ein paar Keipen und Restaurants, einen Flughafen – alles in Laufweite. Allerdings sollte man zum Essen reservieren – der spontane Impuls, Aus essen zu gehen, führte dann schließlich zu einem (mittelmäßigen) Take-Away-Asiaten, weil alles belegt war!

Entspannen, Bootspflege, nochmal verlegen in die Great Bay bei St. Martin’s – und dann kann es langsam nach Frankreich gehen!

Ungemütlich: Ankerplatz bei Lands End

Angenehm: St. Mary’s Pool

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