In Bergen, um Bergen, und um Bergen herum

von | Jul 6, 2023 | Allgemein | 0 Kommentare

Der Hafen von Bergen, im Zentrum der Stadt gelegen, ist groß. Und laut. Nicht nur wegen der großen Schiffe, sondern besonders auch wegen des Verkehrs. Man macht an der Kaimauer fest, ggf. auch im Päckchen, und ist der permanenten Beschallung pubertierender Harley-Fahrer und ähnlichem ausgesetzt.

Ich entscheide mich da lieber für den Marineholmen im Süden der Stadt: Wo ehemals die Marine ihren Standort hatte, sind inzwischen die Universität und viele attraktive Wohnhäuser mit Gastronomie eingezogen. Der Stadtstrand ist ebenfalls direkt neben dem Hafen.

Anlegen ist etwas kriminell, denn es gibt keine Klampen, über die man bequem die Leine werfen könnte: Entweder man fummelt die Leine durch einen schmalen Ring oder hinter dem Holzbrett am Anleger durch. In jedem Falle muss man dafür von Bord, was mir bei leicht ablandigem Wind und Einhand nicht gerade zusagt. Also ab ins Päckchen zu einem stäbigen schwedischen Zweimaster.

Einen Hafenmeister oder ähnliches gibt es hier auch nicht: Einchecken über die Go-Marina App ist in vielen Häfen Standard. Mit je einer Dusche und Toilette für Männer und Frauen ist der Sanitärbereich auch nicht gerade üppig ausgestattet.

Dafür ist die Umgebung umso netter: Direkt hinter der Uni ist ein schöner Park, einmal über den Berg gegangen ist man schon im Zentrum der recht schönen Stadt. Die Anlage ist großzügig, mit einem See mittendrin, diversen Skulpturen (Edvard Grieg, Ole Bull,….) oder dem Seafarer’s Monument, welches die verschiedenen Phasen der norwegischen Seefahrt veranschaulicht.

Schließlich gibt es noch hohen Besuch: Marcus Seidl, nationaler Kapitän der Brüder der Küste in Norwegen, kommt mit seiner Frau Britt-Anita, Per und Uwe zu Besuch. ‚Nebenbei‘ ist er auch noch Kapitän der Statsraad Lehmkuhl, wo Per Maschinist und Uwe Bootsmann waren. Neben einem ausgezeichneten Aquavit gibt es viel zu reden, und ein paar Tage später eine Privatführung auf der Statsraad.

Vor einer größeren Weiterfahrt ist aber erst mal Warten auf Ersatzteile angesagt – die Winsch steuerbord achtern ist ja noch defekt. Zunächst geht es Kurs Nord in die Bucht von Flatøy, wo ich eine Nacht vor Anker liege (sehr ruhig…). Am nächsten Tag – wenig Wind – treibe ich weiter Richtung Nordwesten, und bei 2-3 kn Speed verirrt sich doch tatsächlich eine Makrele an die Angel. Das Abendessen ist gerettet. Vorher muss ich aber noch durch die enge Einfahrt nach Uttoskoya, wo mich eine ruhige und einsame Ankerbucht erwartet. Herrlich. Die Makrele, in Olivenöl angebraten an Salat, ist auch hervorragend.

Am nächsten Tag soll es nur um die Ecke gehen zum Toska Naturhavn. Bei der Anfahrt fällt mir dann aber doch eine Hochspannungsleitung mit 20m Höhe auf – was ich bei (angeblich) 19m über Wasser lieber nicht riskiere. Also kehrt Marsch – eine weitere kleine Ankerbucht (Søre Lamholmen) ansteuern. Mit nur 3,5 Wassertiefe und nicht viel Raum drumherum ist der Platz recht geschützt, nur nach Süd ist die Bucht offen. Bei Flaute alles ganz entspannt, bis der Wind auf Süd dreht und kräftig auffrischt. Das Boot dreht sich sofort quer, der Anker slippt, und ich drohe ins Flache zu treiben. Mit Motor und Bugstrahlruder bekomme ich gerade noch die Kurve, und nichts wie weg, in die Bucht von gestern, andere Ecke. Nochmal gut gegangen!

Am nächsten Tag geht es nach Herdla, erst segelnd, dann ein Stück unter Motor durch eine wirklich enge und schlecht zu erkennende Durchfahrt. In Herdla ist eigentlich kein Platz mehr an der Mauer, aber, nun ja, eng parken, dann passt es. Der nördliche Teil der Insel ist Naturschutzgebiet mit einer alten Torpedostation, die im 2. Weltkrieg gebaut wurde und bis Anfang der 2000er Jahre in Betrieb war.

Nach Herdla geht es zunächst nach Begen zurück, mal nachhören wegen der Ersatzteile. Von den beiden Hausbergen (Floien und Ulriken) lohnt sich der Ulriken mehr, weil bessere Aussicht. Neben Natur pur eben auch die beklemmende Erkenntnis, dass die großen Kreufahrtschiffe echte Dreckschleudern sind: Nachdem die ‚Carribean Cruiseline‘ angelegt hat hängt eine dunkle Abgaswolke über der Stadt (die man bei den Hurtigruten nicht hat). Dass diese Dreckschleudern dort noch fahren dürfen…unglaublich.

Anfahrt Uttoskoya

Ankerplatz Uttoskoya

False friend – hier wurde es knapp als der Wind auffrischte

Die Ersatzteile für die Winsch sind angekommen, die Dichtung für die Luke steuerbord achtern aber nicht. Also heißt es ‚in der Nähe bleiben‘.
Der nächste Schlag geht Richtung Süden, nach Lysøen. Auf der Insel ist die Sommerresidenz von Ole Bull, und ansonsten ein Paradies zum Wandern. Unser Bruder der Küste Uwe, der nach seiner aktiven Zeit auf der Statsraad Lemkuhl hier eine Anstellung als ‚Inselwart‘ gefunden hat, begrüßt uns mit einem ausgezeichneten Marillenbrand und gibt Tips, wo man noch hinsegeln könnte.
So geht es als nächstes nach Bekkjarvik, ein kleines Dorf mit einem kleinen Hafen, und einem neuen Hafen südlich davon, wo noch ein Platz an der Mauer frei ist. Das Liegegeld kann man im Sportgeschäft in dem nahegelegenen Einkaufscenter bezahlen, die Duschen sind gut, auch die Waschmaschinen 😉 Ansonsten erschließt sich mir die Popularität des Ortes nicht so recht.
Da ist Rosendal, welches wir als nächstes ansteuern, deutlich schöner. Nicht nur die malerische Lage unterhalb des Berges mit Wasserfall, auch die Wander- und Einkaufsmöglichkeiten sind wesentlich besser. Eine Wanderung zum Hattebergfossem, dem unteren Teil des Wasserfalls, lohnt sich in jedem Falle!

Auf dem Rückweg von Rosendal, im Hardangerfjord, liegt ein UFO auf dem Wasser. Auch bei der Vorbeifahrt erschließt sich nicht was es sein soll, erst später stellt sich heraus, dass dies ein Restaurant ist.

Weiter geht es durch den schmalen Lukkesund Richtung Norden, und während wir den Bjørnafjord hochkreuzen kommt uns plötzlich ein U-Boot vor den Bug, welches kurz darauf per DSC anruft: Es würde ein Tauchgang vorbereitet, und wir sollen auf keinen Fall näher kommen….ob bereits Torpedos geladen wurden ist nicht bekannt 😅

Das nächste Ziel, Skorpo/Ternøya, ist eine kleine, enge, flache Bucht, wo 3 Schiffe an den Steg passen. Bestimmt eine schöne Bucht zum Schwimmen, mit Sprungbrett, wenn es nicht gerade vom Himmel hoch regnet….

So geht es zunächst wieder Richtung Bergen, kurzer Besuch in der Werft, und von da nach Flatøy und Kollevåg, einem Naturhafen mit Anleger an einer Grillhütte. Wo ehemals die Mülldeponie von Bergen war, liegt man jetzt in einem renaturierten Naturschutzgebiet, mit schönen Stränden, Wiese und Wald.

 

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