Inzwischen ist das Thema nicht nur bei Seglern bekannt, sondern auch in der breiteren Öffentlichkeit: Orcas greifen Boote an! Weshalb sie das tun ist unklar, dass sie es tun ist vielfach belegt. Vor dem Ablegen sagte mir Neel noch, dass sie allein in diesem Jahr 7 neue Ruder nach Südspanien geliefert hätten. Sieben! Im schlimmsten Falle sind auch Boote versenkt worden, zuletzt im November eine 44ft Yacht
Die Webseite orcas.pt ist der Anlaufpunkt für alle, die die ‚Orca Alley‘, also die spanisch-portugiesische Westküste, heruntersegeln, und auf dem Laufenden bleiben wollen, was die aktuelle Situation angeht.
Für den November ziehen sich einzelne Angriffe die gesamte portugiesische Küste hinunter, der Schwerpunkt ist aktuell die Straße von Gibraltar und westlich davon.
Wir segeln zunächst von Baiona nach Viana do Castello. Der Empfehlung, im Bereich bis 20m Wassertiefe zu bleiben, können wir nicht folgen, da wir aufkreuzen müssen – wir gehen bis 15sm aufs Meer hinaus. Kurz vor Viana, was nur 25sm von Baiona weg ist, dreht der Wind auf Ost – das ist die Einladung, bis Porto durch zu gehen. Leider dreht der Wind später wieder auf Süd, und so kreuzen wir für 62sm Entfernung 112sm auf (aufkreuzen – doppelter Weg und dreifache Kraft).
Die Marina in Porto liegt im Fluss Duoro und ist berüchtigt für die Strömung. Egal, wir finden eine freie Stelle und machen fest – an einem komplett zugeschissenen Gästeponton.
Kurz darauf kommt die Security und macht uns darauf aufmerksam, dass das Hafenbüro gerade geschlossen ist. Er hat aber schon mal eine Zugangskarte für uns, mit Wifi-Code, und erklärt die Facilities. Und das um halb 4 morgens! Respekt!
Am Morgen müssen wir uns nochmal umlegen – Der Steg ist nicht ganz so verschissen, aber dafür defekt.
Wir genießen 2 Tage Porto im Regen – im Nahbereich gibt es ein paar Mini-Supermärkte, wie man sie auch in Spanien häufig findet, und die Sehr gute Taberna do São Pedro. Etwas weiter weg besuchen wir wir eine Portweinbodega und machen eine Führung samt Verkostung mit. Die Weine sind so gut, dass 2 Flaschen in den Rucksack wandern.
Am Donnerstag Morgen fliegt Janicke zurück nach Hause und ich lege nach Aveiro ab. Ebb- und Flußströmung im Douro addieren sich zu gut 4kn, und an der Flussmündung steht eine Mörderwelle, und das bei wenig Wind. Kein Wunder dass die MRCC den Hafen teilweise sperrt.
Mit dem Parasailor geht es nach Aveiro, rund 35sm. Hier gehe ich vor Anker, denn am nächsten Morgen will ich bei Sonnenaufgang nach Nazare weiter. Genau der Ort, wo im Winter öfter mal die Monsterwellen auftreten. Wer sich auf der Seekarte die Topologie ansieht, wundert sich nicht – erst kurz vor der Küste steigt der Untergrund steil an, was eben für die hohen Wellen sorgt.
Die Wettervorhersage liegt am Anfang gut daneben – statt Nordwest gib es einen Ost, später Südost-Wind, der auch mal komplett einschläft. Also kommen Groß und Genau, Motor und Parasailor zum Einsatz.
Das verhagelt mir natürlich komplett den Schnitt, und so ist der Hafen in Nazare bereits zu als ich nach rund 70sm festmache – und ohne eine Zugangskarte käme ich nicht mehr auf den Steg. Das wird also nichts mit Duschen und Essen gehen….
Auch am nächsten Tag passt die Vorhersage nicht ganz zur Realität, und so laufe ich fast den ganzen Tag unter Motor nach Cascais bei Lissabon. Wenigstens aber im Sonnenschein. Und dabei immer mal den Horizont nach verdächtigen Rückenflossen absuchen. Es waren aber zum Glück zum Delphine…
Aveiro am Morgen…
Auf dem Weg nach Lissabon
Segeln ist bekanntlich Wassersport…
In Cascais gehe ich wieder vor Anker (Liegeplatz: 91€! Im Dezember!) um am nächsten Morgen in die Oeira-Marina zu fahren. Was bei Ostwind und 4kn Strom gegenan unter Segeln nicht möglich ist. Also alles einpacken, unter Land drücken und mit Motor das letzte Stück fahren.
In Oeira treffe ich ‚Snoopy’, den ehemaligen Nationalen Kapitän der Brüder der Küste (BoC – Brothers of the Coast) in Portugal. Ein freudiges Wiedersehen an Bord, gefolgt von einem guten Lunch im Hafen!
Leider gibt die Wetterlage keinen längeren Aufenthalt in Lissabon her. Der angesagte NW ist relativ schwach, so dass ich den ursprünglichen Plan, bis zum Cabo de São Vicente zu gehen, dran geben und nach Sines ablaufe.
Ich hatte gelesen dass der Hafen geschlossen ist. Betreiberwechsel, irgendwas schief gelaufen. Zu meiner Verwunderung liegt doch einige an Booten an den Stegen. Also suche ich mir ein Plätzchen und werde weiter durch auch fündig. Festgemacht, angezogen, und in die Cerveceria Murta einen Choco Frito gegessen. Sehr gut.
Wieder zurück an Bord habe ich es mir gerade mit einem Bier gemütlich gemacht, als es klopft. Die Security. Der Hafen wäre geschlossen, ich könne da nicht bleiben. Aber die anderen Schiffe? Egal! Das wäre die Anlegestelle des Polizeibootes. Dann woanders? Nein, ich müsse jetzt sofort aus dem Hafen raus. Na denn…bin ich in die Bucht davor vor Anker gegangen. Selbstredend ist auch die nächsten Tage kein Polizeiboot da angekommen…
Sines ist die Geburtsstadt von Vasco da Gama. Die Altstadt ist sehr schön mit ihren engen Gassen und kleinen Restaurants, nur einen Supermarkt zu finden war schon schwierig. Google war da etwas ungenau….
Nach drei Nächten vor Anker dreht sich der Wind endlich wieder auf Nordwest. Das heißt aber: 0100 aufstehen, 0130 Anker auf und ablegen. Parasailor im Dunkeln gesetzt, und siehe da – die Bergeleine hängt in Lee und hält die beiden Schothörner zusammen. So steht er zwar nicht optimal, aber es scheint sonst keine Nachteile zu geben – ich lasse mir die Problembehebung für den Morgen, wenn man was sieht.
Dummerweise fällt diese Problembehebung auch gleich mit dem Bergen zusammen – inzwischen ist es so weit abgeflaut, dass der Para nur noch vor dem Bug tanzt – es steht noch reichlich alte Welle – und 2-3kn Speed das Maximum sind. Also runter das Ding, Motor an….und das ändert sich auch nicht mehr: Vor Cabo Sao Vicente steht eine Höllenwelle (die auflaufende Welle wird an der Steilküste reflektiert), danach wird es deutlich angenehmer.
In Portimão soll endlich das Treffen mit Philipp Hympendahl klappen, der ebenfalls im DYC ist, und zeitgleich mit uns über die Biskaya ist. Bei der Einfahrt kommt er mir schon mit dem Dinghi entgegen. Er hilft mir beim Anlegen und Einparken in die Box, und danach werde ich noch auf die Walroß 2 zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Abends findet sich, zusammen mit der Crew der SAN, noch ein schönes Restaurant. Ein spontanes Transocean-Treffen, so nebenbei. Nur dumm dass mir um 2100 die Augen zufallen…war ein langer Tag.
Am nächsten Morgen gehen Philipp und ich noch einkaufen und einen Kaffee trinken, dann lege ich Richtung Vilamoura ab. Wieder kaum Wind, aber nach einer Stunde ist doch ein wenig Brise da, die es erlaubt, Segel zu setzen.
Der Hafen von Vilamoura erinnert stark an Palma oder die Cote d’Azur: Mercedes Pullman, Rolls Royce, dazu der übliche Retail mit den üblichen Luxus-Brands. Der ansonsten schöne Hafen ist entsprechend von großen Motorbooten belegt.
Kein Grund also, länger zu bleiben, zumal das Ziel Olhão bei Faro lautet. In einer wattenmeerähnlichen Landschaft muss man rund 5 Seemeilen durch enge Kanäle, ehe man an dem kleinen Ort ankommt: Nachdem der Hafen zunächst utopische Preise (75€/Nacht) aufgerufen hat finden wir doch noch eine Lösung, und ich mache auf der Ecke des östlichen Docks fest – da wo auch die Wassertaxis und Fischer anlegen. Der Marinero ist super hilfsbereit, fährt mich hinterher noch zum Office und gibt einen Tipp für das Essen Abend: Restaurante Ria Formosa. Absolute Empfehlung.
Cadiz lautet das nächste Ziel, ein 85sm Schlag. Die Lagune möchte ich aber lieber im Hellen machen, zumal morgens gerade Niedrigwasser ist. Alles klar gemacht, Motor an, Leinen los, der Motor stirbt plötzlich ab. Was ist das? Neu starten, Einkuppeln – Aus. Mir schwant Böses, ich drücke mich mit dem Bugstrahlruder wieder an den Steg und mache die Leinen fest. Dann ab in den Neo, Taucherbrille auf – da hab ich mir ein altes Fischernetz in die Schraube gezogen. Also rausschneiden, und zwischendurch immer wieder Luft holen. Da bräuchte ich jetzt echt das Tauchset, welches von Fedex seit 2 Monaten ‚zugestellt‘ wird….
Nach über einer Stunde ist die Schraube frei und sie dreht sich wieder leicht. Ablegen, unter Motor geht es aus der Lagune und in Richtung Huelva/Mazagon – die ganze Aktion hat über 2 Stunden gedauert und ich habe keine Lust, nach Mitternacht in Cadiz anzukommen – zumal in der Bucht massiv Stellnetze sind. Nochmal tauchen brauche ich heute nicht…..
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