So schön die Scilly Islands auch sind…die Tag- und Nachtgleiche kommt näher und man sollte mal langsam in Richtung Süden aufbrechen.
Um auf der Ile D’Ouessant – Ushant – im Hellen anzukommen, laufe ich am Nachmittag des 8. September aus. Erst kein, dann wenig Wind aber aus einer ganz anderen Richtung als vorhergesagt. Um überhaupt Bewegung ins Boot zu bekommen muss ich Kurs Ost laufen, wo ich eigentlich gar nicht hin will. Gegen 0200h kommt der angesagte Nordostwind mit 10-14kn, und mit Groß und Genua geht es flott Richtung Frankreich. Zwischendurch begegnen mir nur ein paar Fischer, aber erst am Verkehrstrennungsgebiet vor der Insel wird es wieder eng – Slalom zwischen den dicken Pötten durch. Wobei einem die AIS Daten leider nicht sagen, ob sie vor oder hinter einem durch gehen.
Gegen 0930h höre ich Motorgeräusche, aber sehe nichts auf dem AIS. Der französische Zoll hat sich von hinten angeschlichen und kommt mit 4 Personen an Bord. Sie durchwühlen alles, wollen Rettungswesten sehen, Seenotsignalraketen und selbst das Wartungszertifikat der Rettungsinsel! Aber alles nett und freundlich, außer den dicken schwarzen Streifen am Rumpf.
Dass Ushant auch ‚Die Insel im Nebel‘ ist merken wir 1sm vor der Baie du Stiff: Kein Land zu sehen, nur oben guckt die Spitze des Leuchtturms raus. Gegen 1130h mache ich an einer Moorringtonne fest, was allein auch ein Akt ist.
Das Fahrrad ins Dinghi, auf die Rampe am Hafen und eine Runde über die Insel drehen. Überall gibt es wild wachsende Brombeeren zu naschen. Sonst gibt es wenig außer Natur. Ein paar Hügel später erreicht man Lampaul auf der anderen Seite der Insel, hier ist es deutlich lebendiger. Sonntag steuere ich den Ort nochmals an für eine Portion Muscheln im ‚Le Fromruz‘. Delikat!
Delphine im engl. Kanal
Sonnenaufgang – auf dem Weg nach Ushant
Das Wetter bleibt ruhig und die angesagten 8kn aus 240° wären ideal um am Pointe du Raz vorbei zu kommen. Leider kommt der Wind aber komplett aus Süd, mit nur 6kn, was kreuzen bedeutet. Um nicht komplett aus dem Zeitfenster zu laufen lasse ich den Motor mitlaufen, um die benötigte Höhe kneifen zu können. So schaffe ich Pte du Raz bei Stillwasser, komme aber bei St. Evette/Audierne wieder erst im Dunkeln an: Vorsichtig in die Bucht hinein und ein Plätzchen suchen. Hier wird nur übernachtet, es geht weiter nach Sainte-Marine/Benodet. Der Hafen liegt im Fluss, und es wird vor Querströmungen gewarnt. Was das heißt merke ich, als ich gegen Wind und Strom am Kopfsteg festmachen will: Bevor man an der Achterleine ist, ist das Boot schon so weit vom Steg abgetrieben, dass man sich den Wurf auch schenken kann. Im 5. oder 6. Anlauf – diesmal rückwärts ran – kann ich die Leine überwerfen, und jemand macht mich erst mal fest. Der Rest ist über die Spring schnell erledigt.
Jetzt ist mal Bootspflege angesagt – auf dem Schiff ist immer noch ein Salz-Sandgemisch, welches vor Lands End auf das Boot geblasen wurde und da nun schön festgepappt ist. Abends gehe ich nach Sainte-Marine zum Essen, nach Benodet kommt man leider nicht mehr – die Fähre hat schon Feierabend.
Auch der folgende Tag, der uns nach Quiberon bringen soll, fängt mit wenig Wind an, aber zumindest aus der ‚richtigen‘ Richtung: Parasailor hoch! Der Wind nimmt im Tagesverlauf zu, und vor Quiberon muss das Segel auch wieder runter. Inzwischen haben wir 20kn Wind, der Para ist bereits im Bergeschlauch, aber wie diesen runter bekommen, ohne dass er nach Lee ins Wasser weht? Ich nehme die Genau zu Hilfe, damit ist der Sack aus dem Wind und ich kann ihn – immer stückweise – einsammeln.
Der Empfang ist professionell in Port Haliguen, ein Marinero mit Mobo nimmt mich in Empfang und hilft beim Anlegen. Der Hafen ist schön, aber der Preis ist gesalzen: Zahlen Multihulls vielfach 50% Aufschlag, ist es hier mehr als das Doppelte – obwohl ich am Ponton ja die gleiche Länge belege. Und auch keiner im Päckchen lag. Mit 78€ in der Nebensaison war das der teuerste Hafen der Reise bisher!
Am nächsten Tag gehe ich morgens auf den Markt und fahre später die 8sm unter Genua nach Trinite sur Mer – gleicher Betreiber, gleicher Preis. Hier ist doch mehr los, und vor allem kann man sich hier die großen Renntrimarane ansehen. Man merkt dass schon Nebensaison ist, viele Restaurants haben entweder nur Mittags oder nur Abends auf. Aber es findet sich ein Plätzchen….
Eigentlich sollte es nun nach St. Nazaire gehen. Dummerweise nehmen die keine Sportboote mehr auf, was ein Anruf beim Hafenmeister bestätigt. Erst mit Groß und Genua, später mit Parasailor fahre ich bis Pornichet und ankere vor dem alten (trocken fallenden Hafen) auf 6m Wassertiefe. Eine ruhige Nacht, bis mich morgens wieder der Zoll weckt. Keine Ahnung warum die so gerne an Bord kommen, aber mit dem Protokoll des letzten Besuchs ist das eine Sache von 5 Minuten. Nach dem Frühstück fahre ich dann in den neuen Hafen, eng und voll, letzten Platz bekommen.
Wieder das Fahrrad ausgepackt, den Ort fand ich nicht zu prickelnd, dafür am Hafen gut gegessen und der Markt am Folgetag, gegenüber vom Supermarkt, war schon klasse.
Am Nachmittag einen kurzen Sprung rüber zur Ile de Noiremoutier und ankern vor dem alten Leuchtturm (Pointe de la Gradette). Ruhige Bedingungen, ein kitschiger Sonnenuntergang. Herrlich. Dummerweise gibt es hier so was wie die Ijsselmeerfliegen – nur die hier stechen! Hölle!
Die Wettervorhersage für die kommenden Tage hat sich auch mehrmals geändert – klar ist, ein Sturm wird kommen. Der schiebt sich aber zeitlich noch etwas raus. Der Plan ist, den in Les Sables d’Olonne abzuwettern. Auf dem Weg dorthin liegt die Ile d’Yeu, im Sommer furchtbar überlaufen, aber jetzt recht leer.
Der Ankerplatz ist ungemütlich geworden, im Schatten der Insel ist man geschützt, als es auf das Kap zugeht sind 2 Reffs und Stagsegel durchaus gerechtfertigt. Etwas von der Insel weg lässt der Wind dann soweit nach, dass auch ausreffen nicht mehr hilft….also…Dieselgenua bis Port Joinville. Ein ganzer Tag Pause, mit Fahrradtour über die Insel und Sundowner (Pastis) am Hafen.
Auf dem Weg nach Les Sables D’Olonne geht Halbwind mit 15-20kn gut die Post ab. Später lässt der Wind nach, vor dem Regen laufen wir in Les Sables ein u bleiben 3 Nächte, um den Sturm abzuwettern.
Der Ort hat schon etwas mehr zu bieten, was Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten angeht. Aber auch das Racevillage des Mini-Transat, welches am folgenden Wochenende gestartet werden soll, ist einen Besuch wert. Auch ein paar große IMOCA liegen hier, mit mehr Tiefgang als mancher Skipper glaubt: Obwohl fast Hochwasser, knistert einer mitten im Fahrwasser auf eine Untiefe – heute schon genickt?
Obwohl in der letzten Nacht der Wind eigentlich durch sein sollte gibt es nochmal richtig Spektakel: Nicht nur schwere Sturmböen, auch Regen dass man die andere Seite des Hafens nicht sehen kann.
Zum Glück hat sich das Wetter am Folgetag beruhigt, und bei NWN 14-17kn ist der Para perfekt um in Richtung Ile de Re zu segeln. In die Häfen im Norden passen wir leider nicht rein – die Gates sind nur 7,5m breit, so bleibt als Option eine Ankerbucht im Süden. Bei näherer Betrachtung hat der aber ungesund viel Schwell, so wird der Para geborgen, und mit Genua geht es rüber zur Ile d’Oleron.
In den Hafen von Saint-Denis d’Oleron kommt man nur um Hochwasser herum rein, und es soll drei Mooringtonnen zum Warten geben. Ich sehe nur eine, und an der hängt ein Boot. Als er los macht wollte ich an die Tonne, aber komischerweise – sie liegt nicht mehr da, wo wir sie eben noch auf dem Plotter hatten! Sie vertreibt! Gerade da kommt der Hafenmeister um uns zu informieren. Nach 30min Ankern ist genug Wasser da um in den Hafen zu fahren.
Ile d’Oleron lädt auch zum Radfahren ein: Zum Leuchtturm im Norden, von da nach Saint-Pierre und durch die Salinen zurück zum Hafen. Und komischerweise immer Gegenwind.
Von Oleron bis La Rochelle ist es nur ein kleiner Hüpfer, wo wir erst warten müssen um ins ‚Bassin des Chalutiers‘ gelassen zu werden – die Brücke macht nur 3x um Hochwasser herum auf. Wir machen am ‚Professional Ponton‘ fest, wo die Werften die Boote zur Auslieferung vorbereiten. Hier soll die Werft Garantiearbeiten ausführen, und es werden weitere Solarpaneele montiert.
Damit haben wir in knapp 5 Monaten – abzüglich Wartezeiten – die Nordeuroparunde beendet. In 2 Wochen soll es über die Biskaya nach A Coruna gehen…..
Hallo Axel,
wir hier in Düsseldorf, besonders meine Frau und ich, leben in einer anderen Welt.
Nach mehr als 50 Jahren haben wir das Segeln aufgegeben und unsere „Kurfürst Jan“ verkauft um uns möglicherweise noch mal mit einem Motorboot die Zeit zu vertreiben.
Dir weiterhin gute Reise und immer die besagte Handbreit Wasser
Gruß
Manfred