Das Erlebnis ‚Türkei‘ ist mit dem Auschecken in Ceşme beendet (siehe letzter Blog-Eintrag), nach Chios ist es nur ein Katzensprung. Aber es ist eine andere Welt, viel entspannter. Wir legen am Zollsteiger an, klarieren im Hafenamt ein (15€) und gehen zur Paßkontrolle. ‚Nö, keine Zeit für euch, wir müssen jetzt eine Fähre abfertigen. Legt euch schon mal in den Hafen und kommt um 6 wieder‘. Ich sag, ja, viel entspannter!
Ein Platz an der Hafenmauer längsseits ist frei, wir verbinden die Paßkontrolle gleich mit Sightseeing und Abendessen. Später kommt der Hafenmeister vorbei und kassiert – 10€. Leider ist die Straße am Hafen etwas laut, so dass wir am nächsten Tag nach Einoussa hinauf treiben – kaum Wind.
Von Chios nach Leros
Einoussa ist eine Insel wie man sie sich in Griechenland vorstellt: Ein kleiner Hafen, ein paar Fischerboote, weiß-blaue Häuser den Hang hoch und zwischendurch eine griechisch-orthodoxe Kirche. Vorgelagert 2 kleine Inseln mit Kapellen drauf, die wir mit dem Beiboot besuchen. Wir bleiben 2 Tage, trotz stark erhöhter Hafenpreise – ganze 18€ sind es diesmal. Pro Nacht.
Es ist der 11.7., wir starten früh unsere Tour nach Psara: Zwischen Chios und Einoussa hindurch, an der Nordküste von Chios nach Westen und dann Richtung Südwesten nach Psara hinein. 5-6 bft auf Nordwest sind angesagt. Erst haben wir keinen Wind (Motor an!), später 20kn aus Nord bis NNO, was einen halbwegs entspannten Halbwind-Run ergibt. Wir ankern eine Nacht vor der Bucht – kräftige katabatische Winde auf der Leeseite der Insel – und fahren am nächsten Morgen (ohne Wind) in den Hafen, machen neben einem Dauerlieger fest. Kein Wunder, der Hafen ist kostenlos, Strom und Wasser kann man über eine Karte bekommen.
Auslaufen Chios Stadt
Blick über Psara
Von Psara nach Chios
Kato Fana Beach im Süden von Chios
Auch Psara gefällt ausnehmend gut, die Insel liegt abseits vom großen Touristenstrom: Kein Flughafen, nur per Fähre zu erreichen. Dabei war Psara im 19. Jahrhundert eine große Nummer im Handel in der Ägäis. Bis im Juni 1824 im Zuge des griechischen Freiheitskampfes die Insel von den Osmanen erobert und die 15.000 Bewohner entweder getötet oder versklavt wurden. Heute hat Psara rund 450 Einwohner.
Genug der dunklen Geschichte, wir müssen Ende Juli in Leros sein, denn das Boot geht für 7 Wochen an Land. Mit einem weiteren Zwischenstopp auf Chios (sehr schön: Kato Fana Beach im Süden, nur viele Wespen) mit kräftigen und kalten 30-35kn Wind geht es nach Samos.
Die Wettervorhersage paßt mal wieder gar nicht zur Realität, er dreht von 3ß° bis 250°, zwischendurch Flaute, dann Parasailor, den wir vor dem westlichen Kap von Samos zum Glück frühzeitig geborgen haben, denn dort wehen 40kn! Also 8-9 Beaufort.
Eine Nacht vor Anker bei Ormos Beach bevor wir nach Fournoi weiterfahren, zunächst in den Süden nach Vlychada Beach. Wieder so eine Traumbucht….
Wir verlassen Chios unter Parasailor
Zwischen Samos und Fournoi wird es windig…
Vlychada Beach am Morgen…
…und am Abend
Der Rest von Fournoi kann da nicht mithalten: Den Hauptort sollte man nur bei wenig Wind anlaufen, der EU-finanzierte Yachthafen wird von Fischern blockiert, so dass für Yachten nur die Außenmole bleibt, und hier wird es bei Wind kriminell. Mehrere Segler berichten von Schäden durch auflandige Wellen. Dann lieber nochmal einsam in der Lakka Bay ankern.
Nach Stopps auf Marathos (kleines Bojenfeld) und Patmos (wäre nett, aber voll mit Kreuzfahrttouris) erreichen wir schließlich Lipsi, wo ein Freund ein Haus hat. Wir ankern in der Chochlakoura Bay im Südosten, fahren mit dem Beiboot an Land und feiern ein Wiedersehen mit BBQ und der Expat-Community auf Lipsi.
Am 24.7. erreichen wir Leros, das Boot wird gekrant und sehr akkurat aufgestellt. Am 28.7. nehmen wir die Fähre nach Kos. Leider hat diese 1,5h Verspätung…ich sehe meinen Flug schon schwinden…30 Minuten Fahrt mit dem Taxi von Hafen zum Flughafen…aber 20 Min vor Abflug checkt uns die Aegean tatsächlich noch ein und nimmt uns mit! So knapp war es noch nie! Für den Rückweg habe ich Düsseldorf-Belgrad-Athen-Leros gebucht. Keine Fähre dazwischen!

0 Kommentare