Valencia ist eine schöne Stadt. Viel altes Mauerwerk, aber auch gelungene stadtplanerische Konzepte (zum Beispiel des ehemalige Flussbett, was begrünt und mit Fahrradwegen versehen ist) und moderne Architektur. Und nicht zu vergessen der America’s Cup Hafen, der in die Stadt integriert ist, und rege genutzt wird.
Der Hafen Valencia Mar ist südlich des Containerhafens, und mit Radwegen gut angebunden. Die braucht man auch, denn der nächste Supermarkt ist gut 25 Minuten mit dem Rad entfernt (man kann aber auch Autos und E-Räder im Hafen mieten). Im Hafen gibt es 2 Restaurants, und nebenan im Hafen des Real Club Nautico gibt es Bootausstatter, Segelmacher und Werftbetriebe.
So lasse ich den Gennaker reparieren (Leechline raus gerutscht), aber weder Rigger noch Inox-Betrieb lassen sich blicken. Dafür baue ich einen AIS-Off Schalter ein, und verdrahte den Wasserheizer auf den Inverter um – mit Relais, so dass ich ihn von oben einschalten kann. Dank der neuen Solarpaneele liefert die Sonne tagsüber genug Strom für heißes Wasser – eine fette Rechnung hatte die Sonne ja bereits geschickt…
Am 1. Mai laufe ich Richtung Ibiza aus. Es weht ein kräftiger Westwind, ich segele im 1. Reff und mit Genua los….und kurz darauf 2. Reff, dann Groß komplett runter und schließlich nur noch das Stagsegel. 35-38kn wahrer Wind waren in keiner Vorhersage. Dazu baut sich eine steile Welle auf (die man im Video natürlich nicht sieht), und 2x dreht das Boot unter Selbststeueranlage fast eine Patenthalse: Die Welle runter schießt es plötzlich in die Kurve, alles vorn auf der Ablage rutscht nach links, und ich flitze nach oben an den Steuerstand.
Von der Küste weg nimmt der Wind ab und dreht später, mit aufziehendem Regen, auf Süd, so dass ich mit Genua den Kurs anliegen kann.
An der Nordwestspitze von Ibiza gibt es eine vorgelagerte Insel, Sa Conillera, mit einer schmalen und flachen Durchfahrt, die mir einige Meilen sparen würde. Soll ich es riskieren? Auf dem AIS sehe ich ein Boot welches diese Abkürzung nimmt und funke sie an: 3,8m Wassertiefe, das soll reichen, trotz der Welle, die bei immer noch 5-6bft dort steht. Bei der Durchfahrt habe ich knapp 3m, was aber reicht.
Windiger Abschied von Valencia
Schmal und flach: Durchfahrt bei Sa Conillera
Vor Anker in der Cala Roja
So komme ich im Abendlicht an meinem Ankerplatz in der Cala Roja an. Jetzt gilt es, eine Posidonia-freie Stelle zu finden, was leider nur recht nahe am felsigen Ufer möglich ist. Also lasse ich den Anker mit relativ kurzer Kette fallen. Richtig glücklich bin ich mit dem Ankerplatz nicht….
Und es kommt, wie es kommen muss. In der Nacht frischt der Wind unerwartet auf, und der Anker rutscht. In stockfinsterer Nacht, mit den Felsen im Rücken, Anker auf zu gehen ist nun auch nicht die reine Freude, zumal es keine Orientierungspunkte gibt. Also Fahrt nach Kartenplotter in die Bucht nebenan (Cala Bassa). Hier sehe ich zwei Ankerlieger, und östlich scheint noch ein (laut Posidonia-Maps) Posidonia-freies Plätzchen zu sein. Ich schmeiße Anker auf 10m Wassertiefe und lege mich erst mal wieder schlafen.
Wirklich Ruhe findet man hier aber nicht – sehr viel Schwell. Als es hell wird ziehe ich noch eine Bucht weiter, Port D’Es Torrent. Der einzige wirklich geschützte Platz, tief in der Bucht drin, ist bereits belegt, also robbe ich mich so weit wie nötig aus und schmeiße Anker. Besser als der Platz vorher, aber noch nicht wirklich gut.
Dafür fahre ich mit den Dinghi mal in den Ort. Es ist eine Einfahrt ausgetonnt, aber Anlegen darf ich da nicht (wegen des Motors…). Also wieder raus und an den scharfkantigen Felsen festgemacht. So richtig wohl ist mir dabei nicht, aber es geht gut. Der Ort selber..nun ja, touristisch, zu Essen gibt es nachmittags nur in einer Strandbar etwas, und ich stelle fest, mein Publikum ist das nicht. Dafür ist der Salat OK, das Bier kalt,…was will man mehr.
So langsam richtet sich der Blick in Richtung Mallorca. Für den Absprung habe ich mir eine kleine Bucht im Nordosten von Ibiza ausgesucht, Cala d’en Serra. Der Weg dorthin ist schwachwindig – erst mit Halbwind, dann mit raumem Wind. Passend für den Gennaker. Die rote Wand ist schnell gesetzt, aber irgendwann wird eine Halse fällig.
Nordseite von Ibiza
Sprechen wir über…die Halse
Ein Feedback welches ich neulich erhalten hatte – (zu) viel Information und viel Fachsprache. Stimmt, woher soll ein Nicht-Segler die Fachausdrücke kennen? Reden wir also drüber….
Ein Segelschiff bewegt sich bekanntermaßen durch die Kraft des Windes, indem die Segel möglichst optimal eingestellt werden. Irgendwann muss man aber mal die Richtung wechseln und die Segel müssen auf die andere Seite.
Fährt man gegen den Wind (Amwind-Kurs) so geht man mit dem Bug durch den Wind. Das nennt man Wende (englisch Tack). Fährt man vom Wind weg auf einem raumen Kurs, geht man mit dem Heck durch den Wind. Das nennt sich Halse oder Jibe. Wenn die großen, bunten Vorsegel gesetzt sind macht man also eine Halse.
Auf dem Bild sieht man, dass der Gennaker noch vor dem Vorstag angeschlagen ist: Der Segelhals ist vorn auf der Nase befestigt, der Segelkopf ist oben am Mast und die dritte Ecke, das Schothorn, wird von den Gennakerschoten gehalten. Diese werden über Umlenkrollen am Heck des Schiffes auf die Winschen geführt – Das sind die ‚Trommeln‘ mit denen man die Schot festziehen kann. Im Video oben sieht man die Gennakerschot recht gut.
Beim Gennaker gibt es zwei Möglichkeiten, das Segel auf die andere Seite zu ziehen: Die Inside- und die Outside Jibe. Bei der Inside Jibe wird die neue Gennakerschot (also die, die festgezogen wird) zwischen Gennaker und Vorstag durchgeführt. Bei der Outside Jibe wird die neue Schot außen herum geführt – man kann die alte Schot also fliegen lassen. Da sich bei der Inside-Jibe leicht eine ‚Eieruhr‘ (Das Segel bekommt oben und unten Wind, aber in der Mitte ist es noch verdreht) bilden kann, finde ich die Outside-Jibe eigentlich sympathischer. Die freie Schot ist auf dem Bild ebenfalls zu sehen, außen herum geführt.
Wie bereits erwähnt, werden die Schoten am Heck des Bootes angeschlagen, entsprechend viel Leine muss auf die andere Seite gezogen werden: Ich mache die Gennakerschot los und führe sie nach vorne, um mir da die neue Schot zu greifen und damit nach hinten zu rennen.
Leider verklemmt sich die Schot in der Umlenkrolle, ich muss nochmal nach hinten um das zu lösen. In der Zwischenzeit hat sich die neue Schot bereits vorne um den Anker gewickelt…also nochmal nach hinten, den Peekhaken holen und versuchen, das Ding frei zu bekommen (zum Glück ist nicht viel Wind…). Ich bekomme die neue Schot zwar frei, aber da ist sie auch schon unter dem Backbordschwimmer verschwunden. Also nach hinten, den Knoten am Ende der Schot lösen, nach vorne, nach der Schot fischen, mit dem Ende nach hinten und neu in die Rolle einziehen. Dann die Schot dicht nehmen. Die alte Schot hängt inzwischen auch unter dem Anker….
Nach dem Stress geht es gemütlich weiter, und der Ankerplatz ist sehr einsam (kein Mobilnetz). Da es auch einige Steine gibt probiere ich meinen Tauchkompressor endlich mal aus und gehe runter, schaue mir an wie Anker und Kette liegen: Anker im Sand, Kette an einem Felsen vorbei.
Obwohl der Tag windarm war ziehen Abends doch ein paar kräftige Böen an der Felswand vorbei. Der Anker hält gut, allerdings frage ich mich, ob er sich wohl unter einem Felsen verkantet hat…und wenn ja, wie bekomme ich ihn morgen da raus?
Schöne, einsame Bucht
Vorbereitung zum Tauchgang, der Kompressor schwimmt (rechts) und das Resumee danach (ganz rechts)
Guten Morgen Axel,
heute bin ich dir auf Deinem Segeltörn gefolgt. Die Natur und das herrlich blaue Wasser sehen ja atemberaubend aus.
Teilweise hört es sich aber auch nach harter Arbeit an, insbesondere wenn es um einen Liegeplatz geht. Da musst Du wahrscheinlich manchmal etwas „nachschlafen“.
Lieben Dank noch einmal, dass Du letzten Freitag gekommen bist. Wolfgang hätte sich sicher sehr gefreut.
Ich wünsche Dir weiterhin eine gute See-Reise!
Ganz liebe Grüße aus dem fernen Düsseldorf, herzlich Ute