Tunesien

von | Jul 12, 2024 | Allgemein | 0 Kommentare

Beim Anlegen früh morgens wird geholfen, und nach 3 Stunden Schlaf klopft nochmal ein Marinero freundlich, und fragt wie es geht. Danke, gut.

Das Einklarieren ist hier deutlich entspannter als in Marokko, nach einer knappen Stunde ist alles vorbei und ich bekomme einen Liegeplatz. Auch hier helfen 2 Marineros.

Der Hafen ist großzügig angelegt, die eine, zur Stadt zeigende Seite, ist noch nicht in Betrieb. Ansonsten würde ich sagen…needs improvement: Tolle Sanitäranlagen mit Marmor, aber immer ohne Toilettenpapier, und in der Dusche eine derart funzelige Beleuchtung, dass man schon die Türe auflassen muss, um sein Shampoo noch wiederzufinden. Keine Waschmaschinen, Wi-Fi am Steg ist auch Fehlanzeige. Bis zu einem (mäßig ausgestatteten) Supermarkt sind es gut 20 Minuten zu Fuß.

Nachdem ich ja mehr als drei Monate in Tanger war, ist Bizerte fast schon ein Kulturschock – das ist deutlich mehr Afrika als Marokko. Das Leben auf den Straßen wuselig, alles sehr staubig (was ich besonders nach der Rückkehr aus Deutschland schmerzhaft feststelle – das Boot ist braun) und alles ist vermüllt.

Sprechen wir über … Müll.

Wenn es ein Umweltthema in den Medien gibt, dann ist das der Klimawandel.Wie man diese globale Aufgabe auch global lösen kann, darüber kann man trefflich streiten. Aussagen mancher Apokalyptiker (‚Der Schulhof brennt unter den Füßen’) sind nicht durch den IPCC Sachstandsbericht gedeckt, ganz im Gegenteil – die Welt wird nicht untergehen, sie wird grüner. Sie wird sich verändern, und der Mensch wird sich daran anpassen. Technologie wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Allerdings wohl nicht aus Deutschland, dafür haben die Grünen Khmer mit ihrer ideologischen Energie- und Wirtschaftspolitik gesorgt. Von deren Technophobie mal ganz abgesehen – falls sich noch jemand erinnert, ISDN und Kabel-TV waren ja auch Teufelszeug.

(Wer noch glaubt, dass es bei dem Thema um Umweltschutz geht sollte dieses Inverview mit dem Chef des regierungstreuen Postdam Institut für Klimafolgenforschung lesen. Auch die jüngst erschienene Analyse der NASA Ceres Messungen bietet Raum zum Nachdenken)

Über den Elefant im Raum spricht leider niemand: den Müll. Besonders bewusst wurde mir das in Tunesien, wo die Straßen und das Hafenwasser vermüllt waren. Ganz klar ist der Umgang mit Müll eine Erziehungssache: Diese muss bereits im Kinderarten ansetzen. Der Müll gehört zunächst einmal vermieden, und wenn das nicht geht, in einen Behälter, und nicht auf die Straße, ins Gebüsch oder ins Wasser. Aus einem Behälter – und sei es auch zunächst nur die Hosentasche – kann er weiter bearbeitet und entsorgt werden.

Besonders kritisch ist Müll im Wasser. Nicht nur die großen Müllstrudel in den Weltmeeren, sondern besonders das Mikroplastik, welches sich in Fischen und Vögeln anreichert, wird über kurz oder lang die Nahrungskette zerstören. Und dann haben wir ein Problem, egal ob es 1,5°C wärmer ist oder 2°C, denn die halbe Menschheit ist aus Nahrung aus dem Meer angewiesen.

Die gute Nachricht ist, dass jeder an der Müllvermeidung mitarbeiten kann, und der Beitrag ist unmittelbar wirksam und quantisierbar. Man muss es ‚nur‘ tun.

Müll im Hafen

Müll im Hafenwasser

Plastikteile und ein leichter Ölfilm (Kakoma Beach, Albanien)

Bizerte ist zumindest in der Superyachtszene beliebt: Weil der Diesel hier nur 0,75€ kostet geben sie die großen Boote hier ein Stelldichein: die dezente Differenzierung ist über die Größe des Tankwagens sichergestellt….

Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen – ich komme mit einem Mann ins Gespräch der mal in Stuttgart gelebt hat, und er führt mich durch die Altstadt. Werkstätten, der älteste Brunnen Bizertes und weitere Sehenswürdigkeiten hätte man sonst wohl nicht entdeckt. Natürlich gibts zum Abschied etwas Bakschisch.

Nach knapp 3 Wochen in Deutschland kehre ich Anfang Juli wieder nach Bizerte zurück. Der Flughafen ist eine gute Autostunde entfernt, und wie bei der Hintour gibt es auch bei dem Rückweg Diskussionen mit dem Taxifahrer, der den vorab verhandelten Preis (über das Hafenbüro) nachverhandeln will….

Wie bereits angedeutet, die Belastung durch Saharastaub ist extrem hier: Bis in die Mastspitze ist alles mit einem braunen Schleier bedeckt, der auch nicht gut für Schoten und Blöcke ist. Da hilft nur viel Wasser.

Montag Abends sitze ich am alten Hafen bei einer gebratenen Dorade, als sich die Schar der Straßenkatzen unter dem Tisch trifft – es könnte ja was abfallen. Darunter auch eine ganz junge rote Katze. Sie maunzt ganz schön kläglich, es ist wahrscheinlich schwer gegen die Größeren etwas ab zu bekommen.

Ich schlafe eine Nacht über den Gedanken, und an folgenden Morgen fahre ich in den Supermarkt und kaufe ein Katzenklo. Und was liegt mitten im Eingang? Diese kleine rote Katze….Ein Griff und ab in den Katzenkorb. An Bord bekommt sie erst mal was gegen Flöhe (hatte sie schon reichlich), und am Folgetag gehts zum Tierarzt: Entwurmen und Impfen.

Am Nachmittag passt auch der Wind, und wir brechen nach Sizilien auf. Den Nachtschlag hat sie bestens verpackt. War sie anfangs nur im Innenraum, dann im Cockpit, und wenn sie unsicher ist lieber bei mir in der Nähe, erobert sie sich so langsam das neue Reich…

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert