In den 1980er und 90er Jahren war ich endlos oft gegenüber von Tanger – in Tarifa und Zahara de los Atunes. Rüber gefahren bin ich nie, hatte Tanger doch den Ruf eines kriminellen Drogenlochs. Ganz verkehrt war das wohl nicht, wurde der Norden von Marokko doch wohl unter König Hassan II. systematisch vernachlässigt. Erst seit Mohammed VI. das Land regiert, geht es mit Tanger wieder aufwärts.
Der Cargoverkehr wurde aus dem Hafen nach Tanger Med (gegenüber von Algeciras) verlagert, eine neue Marina für Sportbootewurde gebaut. Zwischen Marina und Hafen wird das Brachgelände entwickelt, mit Hotels, Wohnungen, einem Kongresszentrum etc.
Es springt hier viel Polizei und Security rum, die Marineros drehen regelmäßig ihre Runden und schauen nach den Booten. Eine einladende Strandpromenade mit Häuser im Art Deco Stil lädt zum Bummeln ein. Manches erinnert an Paris, nur sauberer.
Schwenk von der Altstadt über den Hafen und die Bucht von Tanger
Früher war Tanger das Ende der bekannten Welt. Nachdem Herkules das Land gespalten und so die Straße von Gibraltar geschaffen hatte, klaute Herakles hier Äpfel im Garten der Hesperiden, und später wechselte die Stadt mehrfach den Besitzer: Spanier, Portugiesen, Franzosen.
Im 20. Jh. etablierte sich eine Künstlerszene, meist Schriftsteller, die das Bild Tangers in Europa und den USA prägten. Seit ca. 2000 hat sich das Stadtbild durch den Zuzug aus dem Hinterland stark verändert, die freizügige westliche Kleidung ist gegenüber der Verschleierung ins Hintertreffen geraten. Aber, alles noch erträglich.
Die Altstadt mit Kasbah und Medina sind in Laufweite der Marina. Hier findet sich auch das Kasbah-Museum, welches auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Direkt gegenüber ist mit dem Salon Bleu ein lohnenswertes Cafe, bietet es doch gutes Essen und einen tollen Blick über die Stadt.
Wo wir gerade über Essen reden…auch in 3 Monaten Überwinterung lässt sich nicht die komplette kulinarische Szene erforschen, aber es haben sich ein paar Favoriten herauskristallisiert.
Aber fangen wir mit dem Lowlight an: Das Barcelo Tanger, direkt an der Strandpromende gelegen. Die Rooftop-Bar bietet nicht nur einen grandiosen Ausblick über die Bucht, sondern auch so ziemlich das Schlechteste, was ich je an Cocktails getrunken haben: Der Tequila Sunrise hatte wohl mal neben der Tequila-Flasche gestanden, mit irgendeinem quietschüßen Zeugs statt frischem Orangensaft und zu 90% Eis. Dafür zu einem Preis wie zu Hause auf der Königsallee (falls es sich noch nicht herumgesprochen hat, ich komme aus Düsseldorf). Der Gin Fizz war nicht besser….
Nicht weit vom Hafen entfernt, auf der Ave. Mohammed V., bin ich in das ’Le Boulevard’ gestolpert, eine Boulangerie mit ausladender Süßtheke und einem ‚Petit Restaurant‘. Was ich da so probiert hatte, angefangen vom Caesar Salad über Shwarma bis zu Hähnchen war alles lecker und zu sehr überschaubaren Preisen.
Ein Stück die Mohammed V. In Richtung Westen, bis zum Hotel Rembrandt, und dann links rein kommt man zum ‚Bashir‘. An einer kleinen Kreuzung gelegen erstreckt sich das Restaurant über die Straße, mit einer Terrasse in einem Teil. Dass es nur mit Einheimischen belegt und dazu noch gerammelt voll ist lässt hoffen. Ich ergattere einen Tisch und schaffe es auch irgendwie zu bestellen: Eine Hariri, Auberginenmousse, Hähnchenspiesse und Orangensaft. Alles sehr lecker, und alles unschlagbar günstig.
Später komme ich mit Robert und Manon nochmal er. Inzwischen ist Ramadan, und es werden vorbeirtete Gerichte für die Gläubigen serviert. Alle sitzen schmachten vor dem Essen, bis der Ruf des Muezzin ertönt und endlich gespachtelt werden kann.
‚Chez Hassan‘ ist ein weiterer Geheimtipp: In der Nähe der Medina gibt es nur Tische draußen an der Straße, das Mobiliar ist entsprechend schon etwas mitgenommen, und man sollte früh hingehen um einen Platz zu bekommen.
Eine große Auswahl an Tajine und diversen Spießen bietet etwas für jeden Hunger, vorab gibts ein Schälchen mit gewürzten Oliven und Brot. Mein Favorit ist der Spieß mit gemischten Fischsorten. Dazu frischer Orangensaft oder ‚The a la Menthe’
Fast schon gehobene Gastronomie bietet das Ba Sidi ganz in der Nähe des Chez Hassan an der Medina: ein relativ kleines Restaurant mit moderner Einrichtung und regionaler Karte.
Vorab gibt es meist einen Gruß aus der Küche, mein Favorit bei den Hauptgerichten: Tajine mit Lamm. Preislich eine andere Kategorie als Hassan, aber immer noch sehr im Rahmen
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