Nach fast 2 Monaten in Griechenland wird es Zeit mal in Richtung Winterlager zu fahren. Letzter Hafen in Griechenland ist Erikoussa, wo auch nur noch das ‚Oasis‘ auf hat. Der Rest ist schon im Winterschlaf. Die Frage ‚Albanien oder nicht‘ wird nach Recherche mit ‚Nein‘ beantwortet: Einklarieren nur mit Agent, eine recht schlechte Hafen-Infrastruktur mit nicht immer so herzlichen Menschen, wenig Möglichkeiten zu ankern – das muss ich mir nicht antun.
Also von Erikoussa an Albanien vorbei nach Montenegro. Zuerst fast ohne Wind, kann ich nach einer Stunde den Parasailor setzen – immer noch wenig Wind, aber zumindest fällt er nicht mehr ins Wasser. Im Laufe des Tage nimmt der Wind – wie vorhergesagt – zu. Um nicht in die ganz kräftige Düse – 38kn – zu kommen bleibe ich bei Vlora unter Land, mit dem Ergebnis dass ich ein Flautenloch erwische. Also wieder weg von der Küste, und der Wind nimmt auch zu…irgendwann muss der Parasailor runter, und es geht mit der Genua weiter. Leider dreht der Wind nicht – wie vorhergesagt – an der Küste auf Nordost, sondern bleibt auf Südost, was für eine kräftige Welle vor der Küste sorgt. Wegen der brechenden Welle fahre ich das Boot eine ganze Zeit lang aus der Hand.
Die Route entlang Albanien
In der Bucht von Herzec Novi in Montenegro ist der Spuk vorbei – flaches Wasser und kaum Wind. Ein Katamaran kommt entgegen und will raus fahren – eine halbe Stunde später hat er umgedreht und kommt zurück – gegen diese Welle und den Wind eine ganz schlechte Idee!
In Montenegro muss man einklarieren – der erste Hafen ist Zelenika. Wenn man davon absieht, dass der Steg eher für mittlere Öltanker ausgelegt ist – riesige Reifen an der Wand und die Poller 2-3m von der Bordwand weg, also lange Leine und gut werfen – ist die Prozedur recht schmerzfrei: Zum Hafenmeister, Vignette lösen (90€ für eine Woche), zur Polizei, Pass vorlegen, und fertig. Nach der Katze hat niemand gefragt. Ich hab aber auch nichts gesagt 🙂
Die erste Nacht geht es in den Südosten der Bucht, vor Nova Peć. Der Boden ist schlammig und der Anker hält gut, auch wenn einige kräftige Böen den Berg runter rauschen (draussen bläst es ja noch mit 7-8bft). Der Ort hat in der Nachsaison wenig zu bieten, so bleibe ich an Bord.
Am nächsten Morgen ist ein Katamaran, der schräg vor mir geankert hat, weit hinter mir. Ist er gerutscht, oder hat er sich verlegt? Und wenn ja, warum. Egal, ich brauche jedenfalls drei Anläufe um den Anker frei zu bekommen.
Es geht Richtung Norden zur Marina Montenegro. Zwischen den beiden Inseln Sveti Marko und Ostrvo Cvijćca erwische ich einen einsamen Felsen – es ruckt kurz, dann ist der Spuk vorbei. Ich lasse das Boot treiben und tauche den Kiel ab – eine Schramme an der Seite und vorne etwas Gelcoat abgeplatzt. Nochmal gut gegangen.
Mit der Marina Montenegro versucht man einen Superyachthafen zu etablieren. Eines der weltgrößten Segelschiffe, der Dreimaster ‚Black Pearl‘ hat hier seinen Heimathafen. Die Hafenanlage ist großzügig, der Empfang freundlich und professionell. Nur die Liegeplatznummern sind vom Wasser aus praktisch nicht zu erkennen.
Die Hafenpromenade und die Luxusgeschäfte können es durchaus mit St. Tropez aufnehmen, zum Glück ist das Preisniveau aber noch nicht ganz so hoch. Der Flughafen Tivat ist mehr oder weniger in Laufweite, ohne dass der Flugzeuglärm stören würde. (Inzwischen bin ich der Überzeugung dass Montenegro besser als Winterliegeplatz geeignet ist als Dubrovnik).
In Richtung Norden geht es durch eine schmale Durchfahrt in die Bucht von Kotor. Vor der Stadt kann man Ankern, und das Wasser ist überraschend kalt – 15°C! Der Grund sind die Bergbäche, die dort einmünden und morgens für Kaltwassernebel sorgen.
Kotor ist eine alte Handelsstadt, die bereits durch unzählige Hände gegangen ist. Der venezianische Einfluss ist in der gesamten Gegend unverkennbar. Die Ruine der Festung auf dem Berg kann erlaufen werden, knapp 1420 Stufen. Belohnt wird man mit einem grandiosen Blick über die Bucht! Ich bleibe ein paar Tage vor Anker, bevor ich für eine Nacht auf die andere Seite der Bucht fahre, vorbei an der Kircheninsel Skrpjela. Theoretisch kann man an einer Stelle anlegen, aber gerade die ist leider von einem Ausflugsboot blockiert. Ich fahre daher später mit dem Dinghi dort hin – keine 10 Minuten in Gleitfahrt.
Durch die Bucht von Kotor. Der venezianische Einfluß ist unverkennbar.
Die Nacht ist leider alles andere als ruhig. Gegen Morgen zieht ein kräftiges Gewitter durch, verstärkt mit Fallwinden von den Bergen. Obwohl der Windanzeiger nur 40kn zeigt, fühlt es sich an Bord eher wie 60 an, so wird das Boot durchgerüttelt (Den Effekt hatten wir in Vasiliki auf Lefkas bereits). Trotz 70m Kette rutscht der Anker dreimal durch den Schlamm, fängt sich aber wieder. Nach hinten raus war zum Glück Platz. Die Überlegungen zu einem neuen Anker werden konkreter….
Ich gehe noch eine Nacht gegenüber dem Zollsteiger in Porto Montenegro vor Anker und will dort am Morgen ausklarieren. Mit dem Dinghi anlegen reicht natürlich nicht, das Boot muss an den Steiger. Dann auf die andere Seite des Hafens zum Hafenmeister, Papiere abstempeln lassen. Zoll und Polizei gehen dann schnell. Eine Stunde später bin ich an der Ausfahrt der Bucht, um Richtung Nordwesten nach Dubrovnik zu segeln.
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