Anfang August geht es von Italien auf die 50sm lange Strecke nach Othoni, einer kleinen Insel nördlich von Korfu. Obwohl es auf der gesamten Strecke selten mal 15kn Wind waren, meist weniger, weht es am Ankerplatz im Süden der Insel mit über 25kn. Diese starken Fallwinde werden wir noch öfter in Griechenland erleben.
Nur ein paar Meilen weiter östlich liegt die kleine Insel Erikoussa, mit einem sandigen Ankerplatz im Süden der Insel – aber mit deutlich weniger Wind. Im Hafen findet sich ein Plätzchen für das Dinghi, und das ‚Oasis‘ Restaurant ist nur ein paar Minuten entfernt.
Nach einer Nacht vor Anker segeln wir nach Albanien rein, Kakoma Bay, ohne einzuklarieren. An sich eine schöne Bucht, wenn nicht recht viel (Müll) im Wasser herumschwimmen würde, und die Motorboote nicht nerven. Aber so fällt der Abschied nicht schwer, und es geht weiter nach Korfu.
Wenn ihr jetzt einen Blick auf den Track werft sieht das ziemlich wild aus. Daher will ich lieber die Inseln beschreiben, als die Fahrt nachzuzeichnen.
Die Route im Norden – Korfu bis Lefkas
Auf Korfu machen wir zweimal fest, im August auf dem Weg Richtung Süden, und Ende September auf dem Weg nach Norden. Die Gouvia Marina ist der Haupthafen auf Korfu und zentrale Charterbasis in diesem Gebiet. Interessanter finde ich es aber, direkt vor Korfu-Stadt zu ankern. Hier kann man bequem mit dem Dinghi anlegen und ist sofort mitten im Geschehen. Viel Tourismus, noch mehr Restaurants, Supermärkte und auch ein Tierarzt, wo Jeanie nachgeimpft, gechipt und mit einem europäischen Pass versehen wird.
Auf Paxos ist Ormos Lakka im Norden natürlich der Anlaufpunkt. Die geschützte und flache Bucht ist immer brechend voll, und es findet sich immer noch ein Plätzchen zwischen 2 Booten, wo der Anker fallen kann. Die Netflix-Serie ‚Maestro in Blue‘ ist übrigens dort gedreht worden – das rote Haus am Ufer.
Antipaxos südlich davon bietet kleine Buchten, man muss mit Landleine festmachen (wovon ich kein Fan bin). Das Wasser ist dort so klar, dass man selbst Nachts noch die Posidonia-Felder unter Wasser von den Sandflecken unterscheiden konnte! Leider ist hier immer etwas Schwell, die Nächte also nicht ganz ruhig….
Preveza ist der Eingang zum Ambrakischen Golf und eine weitere Drehscheibe des Charter-Business. Schließlich hat der Ort einen Flughafen. Man kann nördlich des Hafens auf 8-12m ankern, und der Ankergrund ist sehr gut.
Ein Ausflug in den Ambrakischen Golf lohnt durchaus: Die Rougas Bay ist eine kleine Bucht mit Campingplatz und einsamer Strandbude, in der man gut und günstig Essen kann. Etwas weiter westlich liegt die kleine Stadt Vonitsa mit einer venezianischen Ruine, die man für kleines Geld besuchen kann.
Die Buchten und Inseln rund um Lefkas sind definitiv ein Hotspot im östlichen ionischen Meer. Im ersten Anlauf sind wir außen rum in die Bucht von Vasiliki gesegelt: Meist unter Motor, da kaum Wind war. In der Bucht selber kachelt es dafür kräftig: Ein thermischer Wind, der fast nur an der Wasseroberfläche ist, schüttelt das Schiff kräftig durch, während der Windmesser im Mast nicht allzu viel anzeigt. Das ist auch der Grund warum Vasiliki ein Zentrum des Windsurfens ist, man aber keine Kitesurfer sieht: In der Höhe ist einfach nicht genug Wind.
Ein unangenehmes Erlebnis hatten wir, als sich der Wind in einem Gewitter um 180° gedreht hat: Die Kette hat sich so blöde um den Anker gewickelt dass dieser nicht mehr hält: Wir driften überraschend schnell durch das Ankerfeld! Also mitten im Gewitter Anker auf! Als der Anker dann am Bug hängt ist das Malheur sichtbar: Um es aber zu lösen muss ich ins Wasser, da es von oben einfach nicht klappt. Danach hat der Anker wieder wie gewohnt gehalten. Ich denke erstmals über einen anderen und größeren Anker nach.
Nidri ist ein größerer Ferienort mit gut geschützter Ankerbucht, mit einem sehr gut sortierten (aber teuren) Yachtausrüster. Hier bekomme ich einen neuen Sensor für die Ankerwinsch (siehe unten).
Lefkas Stadt im Norden ist ein weiterer großer Hafen. Hier ist eine Schwimmbrücke, die den Weg von Preveza herunter abkürzt, und die ca. 6 Mal am Tag öffnet. Auf dem Weg Richtung Norden haben wir Glück – einen Tag später kommt über Funk die Info dass die Brücke ausgefallen ist und man nun den Weg außen rum nehmen muss….
Westlich von Lefkas liegt Megasini mit einigen Ankerbuchten, selbst in der Nachsaison ist es hier brechend voll. Nach einem Mittagsstop in einer Bucht im Norden geht es weiter zu der kleinen Insel Kastos, wo wir als Einzige 2 Tage in einer kleinen Bucht im Süden liegen: Klares, warmes Wasser, aber Nachmittags wieder kräftige Böen!
Der geplante Ausflug in den Golf von Patras beschränkt sich auf den Besuch von Mesolongi – bei der weiteren Wettervorhersage wären wir zwar in den Golf rein, aber schlecht wieder raus gekommen. Der Kanal von Mesolongi erinnert an die Everglades (sagt man), mit den kleinen Häusern und Anlegestellen entlang des Kanals, an dessen Ende eine große Ankerbucht sowie Häfen liegen. Die Stadt bietet neben Kultur auch eine Menge Restaurants, von denen in der Nachsaison nicht mehr viel geöffnet sind.
Auf der Insel Zakynthos haben wir eines der schlimmsten Erlebnisse der Reise: Am 9.9. kommt Abends eine Extremwetterwarnung über Cell Broadcast rein. Wir gehen in den Hafen von Agios Nikolaios, der eigentlich einen guten Schutz bieten sollte. Wir machen am Fährsteiger längsseits fest (die Fähre ist abgesagt). Der erste Hafenaufenthalt seit 2 Monaten!
Nachmittags fängt es an zu regnen, um 0300 schüttet es wie aus Eimern. Der Wind ist nicht das Problem, sondern der Schwell: Das Boot geht gut einen Meter rauf und runter an der Betonmauer, und reißt hart an den Festmachern. Ich versuche den Druck auf den Leinen gleichmäßig zu verteilen und habe alles an Fendern draußen was da ist.
Grade als ich mich nochmal hingelegt habe gibt es einen harten Schlag – also raus, Segeljacke drüber und nachsehen: Der vordere Kugelfender ist abgerissen, und dadurch ist der Bug in die Mauer geschlagen….ich mache noch einen Kugelfender vorne fest.
Gerade als ich den höher binden will gibt es einen Knall und auch der Fender reißt ab. Die Leine schnappt zurück und erwischt mich am linken Auge – ein schönes Veilchen. Insgesamt reißen drei Fender ab, von denen ich einen Morgens wiederfinde. Auch von den Booten, die mit dem Heck zur Pier festgemacht haben verlassen drei in der nach den Liegeplatz – ich schätze deren Anker hat nicht gehalten.
Besser als am Kai wäre wohl eine gute Boje oder der Anker mit viel Kette gewesen. Von ‚Costas‘ kann man Bojen bekommen, angesichts des Sturms wollte er aber keine vergeben – die sind offenbar nur für schönes Wetter geeignet. Auch nachdem der Sturm abgeflaut hat ist immer noch viel Schwell da – also flüchten wir auch, nach Kefalonia. (Dass ich bei dem Stress nicht aufpasse und in ein offenes Luk trete setzt dem ganzen nur die Krone auf: Die Pelle am Schienbein ist runter, ein Loch im Bein braucht ein Klammerpflaster und ein paar blaue Flecken, aber sonst zum Glück nichts passiert).
Kefalonia liegt nördlich von Zakynthos und hat auch einen Flughafen. Im Südwesten liegt die Stadt Argostoli mit einer gut geschützten Ankerbucht und Meeresschildkröten, die am Schiff vorbei schwimmen (Delphine haben wir gar nicht gesehen!). Die Stadt bietet gute Versorgungsmöglichkeiten und Restaurants, nur etwas voll falls ein Kreuzfahrtschiff anlegt. Ja, inzwischen finde ich wirklich dass Kreuzfahrtschiffe eine echte Seuche sind. Wenn die angelegt haben wird man praktisch tot getreten!
Im Osten der Insel ist Poros mit einem kleinen Hafen, wo wir an einem Steg längsseits gehen. Hinter uns eine Chartercrew mit osteuropäischer Aussprache, dafür schon morgens mit einem Bier in der Hand. Auch schön sind morgens die Ablegemanöver der Boote, die mit Buganker fest sind und eine fremde Kette eingesammelt haben….
Ein paar Meilen nördlich ist die Bucht von Sami mit großem Hafen, nicht nur für die obligatorischen Fähren, sondern auch für die eine oder andere Superyacht. Nördlich in der Bucht ist Agia Effimia, ein Ort der guten Schutz gegen nordwestlichen Wind bietet, und wo wir vor Anker gehen um den vorausgesagten Sturm abzuwettern. Der dann aber doch nicht kam. Nicht schlimm.
Im Nordosten von Kefalonia liegt Ithaka, die Insel von Odysseus, zu der er unbedingt zurückkehren wollte. Nicht nur er, sondern auch Horden von (Charter) Seglern teilen seine Präferenz. Filiatro Bay im Südosten der Insel ist beliebt und immer voll, auch wir waren hier mehrfach vor Anker. Zuletzt leider mit etwas uneinsichtigen Skippern, die mit Landleine in unserem Schwojkreis geankert haben. Auch unser Hinweis, dass das keine gute Idee sei, wurde ignoriert. Die Steigerung, ‚OK, eure Versicherung wird es dann schon zahlen‘, ebenfalls. Das erwartete Ergebnis am nächsten Morgen, als der Wind wie erwartet gedreht hatte – wir lagen einen Meter vor seinem Bug, aber nur, weil er sich schon fast bis auf das Ufer zurück gezogen hatte. Zumindest hat er sich entschuldigt….
Die Bucht von Vathy ist ebenso groß wie beliebt, es ist viel los aber man ankert nicht auf Tuchfühlung. Mehrere Supermärkte und noch mehr Restaurants lassen keine Wünsche offen. Wir hatten im La Familia reserviert, und es war ausgezeichnet.
Etwas weiter im Norden ist Frikes, ein kleiner Hafen, wo wir mit Buganker an den Kai gehen wollten, als plötzlich die Ankerwisch ‚No Sensor‘ meldet und der Anker sich nicht mehr rein- oder rausfahren ließ. Natürlich bei guten Seitenwind, sonst wäre die Adrenalinspiegel ja auch niedrig. Zum Glück lässt sich der Anker noch über die vorderen Fußschalter bedienen. Also Manöver abbrechen und an einen anderen Kai längsseits gehen. Was war passiert? In der Kettennuss der Ankerwinsch sitzt ein kleiner Magnet, und der war nach 1,5 Jahren bereits weggerostet! Solche Magnete gibt es im 20er-Pack für 8€ bei Amazon, nutzt aber nichts wenn man gerade einen braucht. Also das Sensorset in Nidri gekauft (38€)….den alten Magneten ausgebohrt und den neuen mit Epoxy versiegelt, das gibt hoffentlich ‚auf ewig’ Ruhe.
Merke – auch mit Kettenzähler sollte man die Kettenlänge markieren. So komplett blind zu ankern (wieviel Kette ist jetzt draussen?) ist auch irgendwie blöd.
In der Bucht von Frikes sind noch ein paar Ankerplätze eingezeichnet, aber der Grund besteht fast nur aus Felsen. Der Anker wollte da nicht halten. Etwas mehr Glück hatten wir auf der Westseite der Insel, in Polis Beach. Wirklich spannend war es da aber auch nicht!
Sehr genialer Reisebericht, kurz vor Weihnachten prima zu lesen. Aber Segeln in griechischen Gewässern ist nix für Anfänger steht für mich fest. Da sollte man so einen Skipper wie Axel dabei haben. Ahoi und liebe Grüße, Uwe